Telekom
Pingpong um Telekom Austria
Telecom Italia bekräftigt Pläne zum Totalrückzug, Österreicher unentschlossen
Während die
Staatsholding ÖIAG auf keinen grünen Zweig kommt, ob
und wie die Telekom-Austria-Gruppe (TA) verkauft wird,
demonstriert Partner Telecom
Italia (TI) coole Entschlossenheit: "Wir verkaufen unsere Beteiligung an Telekom
Austria und an A1-Mobilkom", bekräftigte Konzern-und TI-Aufsichtsratschef
Marco Tronchetti Provera im Standard-Gespräch.Vollständiger Rückzug aus Österreich
Und: Er lässt keinen Zweifel
daran, am vollständigen
Rückzug aus Österreich zu arbeiten. Gerüchte, wonach die
TI-Mobilfunktochter Tim ihre
A1-Sperrminorität (25 Prozent
plus eine Aktie) doch behalten
könnte, dementierte Tronchetti Provera. Zurzeit werde
mit mehreren Partnern sowohl über den Verkauf des
28,9-Prozent-Aktienpakets an
der TA als auch des A1-Pakets
verhandelt. "Wir wussten,
dass es bei unserem massiven
Verkaufsprogramm Schwierigkeiten geben wird, aber wir
werden es durchziehen", versprach der in Weihnachtslaune befindliche TI-CEO.
In fröhlicher Weihnachtslaune
Grund für die gute Laune
des Pirelli-und Telecom-Italia-Konzernchefs sind dem
Vernehmen nach nicht nur die
vor dem Abschluss stehenden
Verkäufe in Spanien, sondern
auch seine kurz bevorstehende Hochzeit mit dem tunesischen Supermodell Aeffe.
Der Verkauf der 27 Prozent
an der spanischen Telekomfirma Auna ist laut Unternehmenskreisen weit fortgeschritten. Angeblich soll
Tronchetti mit jedem der drei
Auna-Partner, der Bank
Santander (elf Prozent), der
Union Fenosa (17 Prozent)
und Endesa (28 Prozent), separat verhandeln. Bringen soll
der Verkauf zwei Mrd. Euro
(27,5 Mrd. S).
Effiziente Industriepolitik à la Vodafone
TI jedenfalls führt laut
Tronchetti Provera bereits Gespräche mit mehreren Interessenten - sowohl für TA als
auch A1. Ob die beiden Beteiligungen separat oder en bloc
verkauft werden, blieb freilich
unbeantwortet. Zudem will
sich der TI-Chef auf eine effiziente Industriepolitik à la
Vodafone (mit klarer Ausrichtung auf Mobilfunk, Anm.) konzentrieren.
Causa "Staatsgrundnetz"
Davon sind die Österreicher
weit entfernt: Am Donnerstag
diskutierte man im Industrieausschuss die Causa "Staatsgrundnetz". Dieses Kommunikationsnetz, das die "Lebensnerven" der Republik, also Polizei, Bundesheer, Katastrophendienst etc., miteinander verbindet, ist aus dem
öffentlichen Telefonnetz der
TA praktisch nicht herauslösbar und damit das größte, weil
sicherheitspolitische Verkaufshindernis.(Thesy Kness-Bastaroli/ Luise Ungerboeck/Der Standard, Printausgabe vom 19.12.2001)