Brüssel/Tora Bora - Die USA machen bei der Suche nach dem Terroristenführer Osama bin Laden Fortschritte. "Wir haben die Gegenden eingegrenzt, in denen er sich aufhalten könnte", sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Dienstag bei einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel. "Wir machen weiter Fortschritte, aber die Bewältigung der Aufgabe liegt noch vor uns und wird kurzfristig nicht möglich sein", betonte Rumsfeld und fügte hinzu, dass bisher weder Bin Laden noch andere El-Kaida-Führer ausfindig gemacht worden seien. "Das ist eine brutale, schmutzige und harte Arbeit", sagte Rumsfeld. US-Spezialeinheiten sind auf der Suche nach Bin Laden tief in die Bergwelt um Tora Bora im Osten Afghanistans an der Grenze zu Pakistan eingedrungen. "Wir glauben, dass Bin Ladens Sohn noch immer hier ist und versuchen jetzt, ihn gefangen zu nehmen", sagte am Dienstag einer der US-Soldaten der dpa in der Nähe der gefallenen Bergfestung. Man wisse nicht, ob Bin Laden selbst noch in diesem Gebiet sei. Mit Unterstützung afghanischer Milizen durchkämmen die amerikanischen Elitesoldaten besonders nachts das unwegsame Berggelände nach geflüchteten Kämpfern aus dem Umkreis Bin Ladens, um ein Überwechseln nach Pakistan zu verhindern. Nach Angaben der US- Einheiten ist bisher noch keiner der großen Höhlenkomplexe gefunden worden, die der Terroristenchef nach Geheimdienst-Angaben in den letzten Jahren in diesem Gebiet ausbauen ließ. Aus der Umgebung von Tora Bora haben Anti-Taliban-Kämpfer am Dienstag Artillerie und schwere Geschütze abgezogen. Ein Anführer, Hasrat Ali, erklärte die Operation für beendet. Ein anderer Kommandant der Ostallianz äußerte Zweifel, dass sich Bin Laden noch in der Region aufhalte - falls er überhaupt jemals dort gewesen sei. "Wenn Osama hier wäre, würden sie (die El-Kaida-Kämpfer) gegen uns kämpfen, das tun sie aber nicht", sagte Ostallianz-Kommandant Aman Chiari. "Vielleicht ist er irgendwo anders oder tot." Gefangene El-Kaida-Mitglieder berichteten dem US-Sender CNN zufolge, Bin Laden habe sich noch am Samstag in der Gegend von Tora Bora aufgehalten. Allerdings sind solche Informationen von Anhängern Bin Ladens mit Skepsis zu behandeln. Es gebe keine Hinweise, dass sich noch El-Kaida-Kämpfer in den Höhlen um Tora Bora aufhielten, sagte Anti-Taliban-Kommandeur Ali laut einem Bericht der afghanischen Nachrichtenagentur AIP. Zuvor hatte Pentagon-Sprecher Admiral John Stufflebeem erklärt, die Suche nach Bin Laden und seinen Gefolgsleuten sei sehr Zeit raubend und gleiche der nach der Nadel im Heuhaufen. (APA/AP/dpa/DER STANDARD, Print vom 19.12.2001)