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Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die direkten Kosten der Terroranschläge wie Gebäude- und Versicherungsschäden auf rund 21 Mrd. Dollar (23,2 Mrd. Euro/319 Mrd. S). Die indirekten Folgen für die Weltwirtschaft sind schwieriger zu beurteilen. "Die globale Wirtschaft war (durch die bereits begonnene Flaute) besonders anfällig für einen negativen Impuls," schreibt der IWF in seinem am Dienstag veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick. Der IWF verweist unter anderem auf die Zuversicht der Verbraucher, die schwer eingebrochen ist und Verbraucherausgaben und Nachfrage nachhaltig bremsen können, sowie die stark gesunkenen Rohstoffpreise. Auch die Gewinne könnten leiden, wenn Geschäfte durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen und höhere Versicherungsprämien teurer werden. Luftfahrt und Tourismusindustrie besonders betroffen Direkt seien besonders die Luftfahrt, die Tourismusindustrie, die Versicherungsbranche und - wegen der Anthrax-Briefe - Postdienste betroffen. In den USA haben Fluggesellschaften 100.000 Mitarbeiter entlassen, in der Schweiz brach die Swissair zusammen und die Sabena in Belgien ging bankrott. In der Tourismusbranche blieben in den USA 58 000 Mitarbeiter auf der Strecke. Die Versicherungen haben ihre Prämien bereits weltweit angehoben. Langfristig können durch die Anschläge aber die gesamte Industrie hemmen. So stiegen die Betriebskosten durch höhere Kosten für bessere Sicherheitsvorkehrungen. Unternehmen bauten Lagerbestände aus, um bei einer neuen Transportunterbrechung wie nach dem 11. September produzieren zu können. Forschungsgelder würden eher in den Militärbereich investiert, schreibt der IWF, und Unternehmen könnten Investitionen im Ausland kürzen, etwa, weil die Transportkosten wegen genauerer Inspektionen und höherer Versicherungsprämien steigen. "Kreative Zerstörung" Bei der Beurteilung der Langzeitfolgen fallen die Ökonomen nach Angaben des IWF in drei Kategorien: die meisten glauben, dass es kaum langfristig negative Auswirkungen der Terroranschläge gebe. Auch nach der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy 1963 sei die Wirtschaft nach einem kurzen Einbruch stark gewachsen. Eine größere Minderheit sehe Langzeitfolgen, weil die Angst vor weiteren Terroranschlägen erhebliche Unsicherheit verursache. Als Negativszenario gelte der Ölpreisschock in den 70er Jahre mit jahrelangen Folgen. Einige Ökonomen sähen sogar "kreative Zerstörung". Unternehmen würden ihre unproduktiven Zweige jetzt abschlagen, in neue Technologien investieren, die sie wettbewerbsfähiger machen und damit die Wirtschaft stärker ankurbeln. Vergleichbar sei dies mit dem "Y2K"-Projekt: die Investitionen, um Computer und Unternehmen fit für den Übergang von 1999 auf 2000 zu machen, hätten Unternehmen flexibler gemacht und Innovation beschleunigt.(APA/dpa)