Der Augarten, weiß Paul Haber "ist ein sensibler Platz". Und deswegen will der Präsident der Hakoah auch keinem der Gegner des Plans für ein Sportzentrum in einem hinteren Winkel des Augartens antisemitische Motive unterstellen. "Es geht auch den Gegnern um die Sache", konzediert Haber, setzt aber fort, dass "von schlampig informierten Personen da viel durcheinander gebracht wird. Es stimmt schlicht und einfach nicht, dass da Parkflächen verbaut werden sollen."Die Gemüter erhitzen sich darüber, ob der Hakoah als Wiedergutmachung für die 1938 von den Nationalsozialisten geraubten Sportanlagen ein Grundstück im barocken, denkmalgeschützten Park zur Verfügung gestellt werden soll. Eine Kommission hat diesen Standort für ideal befunden, um 120 Millionen Schilling (8,7 Millionen Euro) soll ein multifunktionales Sportzentrum errichtet werden. Unterirdisch, betont Haber: "An der Oberfläche wird es nur Tennisplätze geben. Der Zaun wird ein Maschendrahtzaun sein, der höchstens von Pflanzen bewachsen wird. Alle überirdischen Gebäude werden außerhalb der Mauern errichtet - niemandem wird die Aussicht auf den Augarten verbaut oder verstellt." Auch von einer Einschränkung des öffentlich nutzbaren Parkbereiches könne keine Rede sein: Die 120 mal 55 Meter große Hakoah-Fläche soll im nordöstlichsten Winkel des rund 52 Hektar großen Augartens liegen. Neben dem Ambrosi-Museum, dort, wo derzeit eine Baumschule ist. "Nur ein Teil einer öffentlich begehbaren Wiese", so Haber, "wäre davon betroffen." Dafür würde ein seit Jahren bestehender, umzäunter, nebenan liegender Sportplatz als Wiese für alle geöffnet. "Und die", sagt Haber, "ist rund 7000 Quadratmeter größer als das zuvor öffentliche Areal." Dass sich Hakoah und Israelitische Kultusgemeinde so vehement für diesen Stand- ort einsetzen, habe auch praktische Gründe: Drei jüdische Schulen liegen in der Nähe. "Für die 600 Kinder dieser Schulen wäre das der ideale Turnsaal. Und für die Hakoah würde das eine Grundauslastung darstellen, die einen kostendeckenden Betrieb der Anlage überhaupt erst ermöglicht." Der jüdische Sportverband habe ja zugesagt, das Zentrum ohne öffentliches Geld führen zu wollen. Vor 1938 hatte die Hakoah "etwa so viele Mitglieder wie Wiens jüdische Gemeinde heute Köpfe zählt (rund 6000, Anm.), plus unzählige Sympathisanten. Heute sind wir 400." Im Prater - oder an allen anderen andiskutierten Orten - fiele der Vorteil weg, dort zu sein, wo auch die Gemeinde ist. "Wir wollen ja nicht irgendein Fitnesscenter sein." Ob der Sportplatz im Augarten errichtet werden wird oder nicht, will Haber nicht vorhersagen: "Das ist eine Frage des politischen Wollens: Es gab 60 Jahre lange ,gute' Argumente, verübtes Unrecht nicht wiedergutzumachen. Da lassen sich auch heute welche finden." Der Hakoah-Präsident ist aber sicher: "Wenn das einmal realisiert ist, wird sich schon kurze Zeit danach keiner mehr daran stoßen. So wie an den bereits bestehenden Sportplätzen im Park - und die liegen tatsächlich im barocken Teil des Augartens." (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20.12.2001)