Wien - Eine vorläufige Abschätzung des Einflusses der Euro-Einführung auf das Preisniveau in Österreich ergebe keine Hinweise, dass die Umstellung des Bargeldes von Schilling auf Euro eine Preiswelle ausgelöst habe. Die Beschleunigung der Inflation in der Eurozone sowie in Österreich seit Ende 1999 ist hauptsächlich auf außenwirtschaftliche Faktoren zurückzuführen. "Der laufende Preisauftrieb hält sich somit durchaus in jenem Rahmen, der durch die Verteuerung der Rohstoffe, die Schwäche des Euro, die Angebotsbeschränkungen auf dem Agrarmarkt sowie den Anstieg der Lohnkosten abgesteckt wird", fasst das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Dienstag zusammen.

Die starke Verteuerung der Rohstoffe (Rohöl) sowie der Wertverlust des Euro - und damit des Schilling - gegenüber dem Dollar schlagen sich laut Wifo über die Einfuhrpreise in der Inflationsrate auf der Konsumentenstufe nieder. Zuerst direkt in einem erheblichen Anstieg der Energiepreise und mit einiger Verzögerung über die erhöhte Kostenbelastung der heimischen Verarbeiter von Rohstoffen in höheren Preise von Waren und Dienstleistungen.

Auch die Verteuerung der Nahrungsmittel, die in der gesamten EU zu verzeichnen sei, trage erheblich zum Anstieg der Inflationsrate bei. Obst und Gemüse verteuerten sich demnach als Folge schlechter Ernten, Fleisch im Gefolge der Probleme in der europäischen Landwirtschaft (BSE-Krise, Maul- und Klauenseuche). Davon dürfte auch das Angebot an Molkereiprodukten betroffen sein.

Befürchtungen, dass die Währungsumstellung durch das neue Setzen von runden bzw. gebrochenen psychologischen Preisen zur Teuerung beitragen könnte, hat das Wifo ebenfalls nicht gefunden. Dieser Befund werde durch detaillierte Vergleiche der Preisentwicklung in Österreich, Deutschland und der Schweiz bestätigt. Freilich seien in einzelnen Warengruppen gewisse Abweichungen zwischen den drei Ländern zu beobachten. (APA, Der Standard, Printausagbe, 19.12.2001)