Wien - Der Verbund hat die Folgen der Stromliberalisierung verdaut. Die teilweise Marktöffnung vor drei Jahren hatte dem Konzern massive Erlöseinbrüche und Milliardenabschreibung sowie den Ausfall der Dividende beschert. Das ist aber nur noch Geschichte: Im ausgehenden Geschäftsjahr wird der Konzern mit 1,6 Mrd. Euro (22 Mrd. S) einen höheren Umsatz als 1998 erzielen, dem letzten Jahr des regulierten Energiemarktes. "Wir werden ein gleiches oder eine Spur besseres operatives Ergebnis ausweisen als 2000", sagte Verbund-Vorstandssprecher Hans Haider. Im Vorjahr betrug es 301 Mio. EURO.

Weiter forcieren will der Verbund das Geschäft im Ausland, zumindest solange die Strom-Großhandelspreise in Österreich mit 40 Groschen je Kilowattstunde die tiefsten in Europa sind. 2001 habe der Konzern bereits 50 Prozent des Umsatzes außerhalb Österreichs erzielt, sagte Haider.

Eine neue Messlatte legt sich die Verbundgesellschaft im Geschäft mit den so genannten Business-Endkunden. Derzeit habe man österreichweit 5000 Stromkunden mit einer Abnahme von über 100.000 Kilowattstunden. "Wir sind jetzt Nummer zwei hinter der Wien Strom. Die wollen wir überholen", sagte Haider. Indirekt beliefere man über Stromverkäufe an deutsche Stadtwerke aber wesentlich mehr Endkunden.

Im Plan liegen laut Haider die Hochzeitsvorbereitung für die Wasserkraft-Ehe mit der deutschen E.ON. Die fehlenden kartellrechtlichen Genehmigungen in Österreich und in Brüssel für die neue European Hydro Power (EHP, 67 Prozent Verbund) seien in den nächsten Wochen zu erwarten. Mögliche Querschüsse des Trios aus EVN, Wien Strom und Tiroler Tiwag, die eine Sperrminorität am Verbund halten, würden verpuffen, meint Haider. Für die Einbringung der Verbund-Tochter Austrian Hydro Power in die EHP brauche es nach Rechtsauffassung des Verbunds nur eine einfache Mehrheit.

Syndikalisten

Für Haider ist die Syndizierung seiner Anteile an der EVN mit jenen der steirischen Energieholding Estag und der Energie AG Oberösterreich (zusammen) kein Dogma. Es sei denkbar, den bis Ende 2002 geltenden Syndikatsvertrag vorzeitig aufzulösen, aber das einander eingeräumte Vorkaufsrecht müsse bleiben. Haider erwartet einem Poker der drei Syndikalisten: Als Erster werde wohl kündigen, wer die Verkaufserlöse am dringendsten brauche. Auch wenn der Verbund seine 14,3 Prozent schon verkauft hat, ist der Konzern de jure noch Besitzer. Daher will Haider sein Stimmrecht bei der EVN-Hauptversammlung unbedingt ausüben. (rose, Der Standard, Printausgabe, 19.12.2001)