Wien - Obwohl das Wiener Künstlerhaus heuer einen Besucherrekord erzielen konnte (durchschnittlich 160 Personen täglich trotz der Behinderungen durch die U-Bahn-Baustelle), hat die finanziell triste Situation Auswirkungen: Statt 200 Tage Programm wird es im kommenden Jahr nur mehr deren 160 geben. Das Bildungsministerium lässt, wie berichtet, den Mietvertrag über drei Monate pro Jahr auslaufen; der Einnahmeverlust von zehn Millionen Schilling wird nur zum Teil durch erhöhte Subventionen (drei Millionen) ausgeglichen. Das Team um Präsident Manfred Nehrer, der am Montag für drei weitere Jahre wiedergewählt wurde, versucht dennoch das Unmögliche: Ab 10. April präsentiert Jan Tabor rund 30 experimentelle Architekten(-Teams), die sich mit Großartigkeit und Großzügigkeit in der Architektur beschäftigen ( mega: manifeste der anmaßung ). Parallel dazu zeigt Bernhard Leitner zehn neue Ton-Raum-Skulpturen: Soundspacesound ist die erste Personale des Vorarlbergers seit 1981 in Wien. Im Sommer setzt man auf Konfrontation: Im Erdgeschoß sind ausgewählte Arbeiten von Studenten der Angewandten zu sehen, im ersten Stock jene der Künstlerhausmitglieder (im Rahmen eines wiederbelebten "Salons"). Und ab 11. Oktober lotet postscript Positionen der Schriftgestaltung aus. Zum Jahresausklang beschäftigt sich eine Ausstellung mit der "Disneyfizierung der Städte", im Obergeschoß wird das bildnerische Oeuvre des Avantgardefilmers Dietmar Brehm vorgestellt, das durch eine Retrospektive (im Kooperation mit dem Filmmuseum) ergänzt wird. (trenk - DER STANDARD, Print, 19.12.2001)