Klagenfurt - Wieder einmal schlägt eine Erregung um das Stadttheater Klagenfurt hohe Wellen: Der Theaterausschuss hat am Montag unter dem Vorsitz von Landeskulturreferent Jörg Haider dem Stadttheater den Rechnungsabschluss für die vergangene Spielzeit verweigert. Das Budget sei "aus den Fugen geraten", so die Begründung. Dem Gesamtaufwand von 295 Millionen Schilling würden Einnahmen von 105 Millionen gegenüberstehen, insgesamt wären 9000 Besucher weniger ins Haus gekommen, das entspräche einem Rückgang von 94 auf 90 Prozent Auslastung. Auch dass es heuer statt elf nur neun Produktionen gegeben hätte, ergrimmte den Ausschuss und veranlasste Jörg Haider, die Frage zu stellen, ob der Aufwand im Verhältnis zum Gebotenen stehe und man nicht die "antiquierte Rechtsform" der Theaterführung austauschen solle. Was konkret darunter zu verstehen sei, ließ sich am nächsten Tag nicht mehr eruieren, denn vom Haider-Büro wurde die Urheberschaft an der Pressemeldung dementiert. Intendant Dietmar Pflegerl, der wegen der Proben am Donnerstag dem Ausschuss fernblieb, wies die Vorwürfe zurück. Der Theaterausschuss habe selbst beschlossen, wegen der Seebühne eine Produktion am Stadttheater weniger zu machen. Auch die Finanzierung des Abgangs der Seebühnenproduktion Evita sei vom Theaterausschuss vorher abgesegnet worden. Über die Hintergründe für die Attacken kann Pflegerl nur spekulieren: "Jeder größere Erfolg unseres Hauses wird sofort mit einem Angriff beantwortet." Haider will noch einmal mit Pflegerl reden, SP-Kultursprecherin Nicole Cernic wirft Haider vor, die Seebühne gegen Pflegerl zu "instrumentalisieren". (stein - DER STANDARD, Print, 19.12.2001)