Rom - Nach Angaben des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi könnten in zwei Jahren freie Wahlen in Afghanistan stattfinden. Berlusconi war am Dienstag in Rom den designierten Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, zusammengetroffen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Karsai berichtete Berlusconi, dass in sechs Monaten über eine mögliche Verlängerung des Mandats des künftigen Regierungschefs entschieden werden müsse. Nach weiteren 18 Monaten sollten Wahlen ausgeschrieben werden. Berlusconi, der ein einstündiges Gespräch mit Karsai führte, beteuerte, dass Europa und Italien zur Entsendung eines Friedenskontingents nach Kabul bereit seien. An dieser Friedensmission würden sich 4.000 Soldaten beteiligen. "Ich habe Karsai viel Erfolg und Glück in seinem Land gewünscht. Ihm steht eine schwierige Aufgabe bevor, die ihn zu einer Hauptfigur in der Geschichte seines Landes machen wird. Sein Land hat in den letzten Jahrzehnten stark gelitten. Es ist aber ein starkes und stolzes Volk mit großem Vertrauen in die Zukunft", so Berlusconi. Keine Erweiterung der Anti-Terror-Offensive geplant Berlusconi versicherte, dass keine Erweiterung der Anti-Terror-Offensive auf Länder außerhalb Afghanistans geplant sei. "Die allgemeine Ansicht ist, dass keine Bedingungen für eine Erweiterung des Konflikts auf andere Länder vorhanden sind", betonte Berlusconi. Karsai dankte ihm für die Unterstützung Italiens. Absolute Priorität für das neue Afghanistan sei "der Sieg über den Terrorismus sowie die wirtschaftliche und politische Stabilität", so Karsai. Karsai wollte noch den Ex-König Afghanistans, Zahir Shah, treffen, der seit 1973 im Exil in Italien lebt. Italienischen Medienberichten vom Dienstag zufolge erklärte sich der Ex-König bereit, zwei seiner Vertreter zur Regierungsangelobung am 22. Dezember nach Afghanistan zu entsenden. Zahir Shah wird unter anderem Zalmai Rassoul nach Kabul entsenden, der bereits an der UNO-Konferenz über die Zukunft Afghanistans in Bonn teilgenommen hat. Finanzhilfe zugesagt Die italienische Regierung hat Afghanistan Finanzhilfe in Höhe von 38 Millionen Dollar (42,0 Mill. Euro/578 Mill. S) zugesagt. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi erklärte am Dienstagabend nach einem Treffen mit dem Chef der afghanischen Interimsregierung, Hamid Karsai, außerdem werde Italien den Aufbau einer Fernseh- und Radiostation für das Land unterstützen. Eine Vertreterin des italienischen Außenministeriums werde am Mittwoch mit Karsai nach Afghanistan reisen und dort das Hilfsprojekts anstoßen. Berlusconi sagte weiter, Rom räume dem Aufbau einer Rundfunkstation höchste Priorität ein, weil "die Pressefreiheit für ein Land wie Afghanistan besonders wichtig ist". Der Ministerpräsident besitzt in Italien drei private Fernsehsender und kontrolliert auch die staatlichen Sender. Karsai sagte, in Zukunft sei es den Frauen in Afghanistan selbst überlassen, ob sie die von den Taliban vorgeschriebene Burka, einen Ganzkörperschleier, weiter tragen wollen. (APA)