International
US-Regierung erwägt Entwicklung einer "Mini-Atombombe"
Zur Zerstörung unterirdischer Ziele - Bericht an Kongressausschüsse gesandt
Washington - Das US-Verteidigungsministerium hat die
Entwicklung kleiner Atomsprengköpfe empfohlen, die vor allem der
Zerstörung unterirdischer Ziele dienen sollen. Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld sandte im Oktober einen entsprechenden Bericht an
mehrere Kongressausschüsse. Darin heißt es, besonders tief gelegene
Lagerstätten chemischer und biologischer Waffen könnten mit
konventionellen Waffen nicht zerstört werden. Der Bericht wurde in
Teilen von der Zeitung "The Albuquerque Journal" und von der
Organisation Nuclear Watch of New Mexico im Internet veröffentlicht. Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und Atomwissenschaftler
haben dem Bericht zufolge schon vorläufige Studien darüber
abgeschlossen, wie bestehende Atomwaffen so verändert werden können,
dass sie gegen unterirdische Ziele eingesetzt werden können. Ein
Gremium, das die diesbezügliche Nutzung von Atomwaffen prüfen soll,
ist bereits eingerichtet. Jede Entscheidung über die Fortsetzung der
Forschung müsse jedoch von der übergeordneten Atomwaffenpolitik der
Regierung abhängen, heißt es weiter.
Der Leiter der Organisation Physiker für Soziale Verantwortung,
Martin Butcher, kritisierte, der Bericht zeige, dass die Regierung
von Präsident George W. Bush bereits die Vorbereitungen für Forschung
und Entwicklung von Mini-Atomsprengköpfen getroffen habe. Dabei
handelt es sich um Atomwaffen von maximal fünf Kilotonnen. Die von
den USA über Japan abgeworfenen Atombomben entsprachen etwa 15
Kilotonnen.
Butcher kritisierte, das Vorhaben sende das falsche Signal aus und
erhöhe das Risiko der Weiterverbreitung von Atomwaffen. Zudem seien
die Sprengköpfe hochradioaktiv. Der Kongress hat der Regierung 1994
untersagt, neue Atomsprengköpfe zu entwickeln. Über die Entwicklung
kleinerer Atomwaffen wird jedoch seit Jahren diskutiert. (APA)