München - Der hochverschuldete Münchener Filmrechtehändler und Kinobetreiber Kinowelt Medien AG hat am Mittwoch selbst Antrag auf Insolvenz gesellt und steht damit Analysten zufolge wohl vor dem endgültigen Aus. Ein Unternehmenssprecher äußerte sich hingegen zuversichtlich für die Überlebenschancen der Gesellschaft. Die Gespräche mit der Gläubigerbank ABN Amro, die Ende November einen Kredit von 140 Mill. DM (71,6 Mill. Euro/985 Mill. S) fällig gestellt hatte, hätten innerhalb der gesetzlichen Frist von 21 Tagen nicht zu einem Ergebnis geführt, teilte die am Neuen Markt notierte Gesellschaft am Mittwoch mit. Die Kinowelt-Aktie brach nach der Mitteilung zeitweise um 29 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 27 (3,72 S) Cent ein. Vor einem Jahr war das Papier noch rund 50 Euro wert gewesen, einen Höchststand hatte es im August 1999 mit über 85 Euro erreicht. "Wir rechnen damit, dass es über ein vorläufiges Insolvenzverfahren nicht hinausgeht und wir eine Einigung mit den Gläubigerbanken erzielen können", sagte ein Kinowelt-Sprecher. Mit dem Insolvenzantrag werden automatisch auch alle anderen Kredite des aus 24 Instituten bestehenden Konsortiums fällig gestellt. Kinowelt steht eigenen Angaben zufolge bei ihnen mit rund 800 Mill. DM in der Kreide. Überleben hängt an Regelung über Filmlizenzen In Kreisen des Bankenkonsortiums hieß es am Mittwoch, man sei grundsätzlich weiter zu Gesprächen bereit. Die Erfolgschancen hingen aber im Wesentlichen davon ab, welche Regelung für die Filmlizenzen der Gesellschaft gefunden würden. "Der Spielraum ist sehr, sehr klein", hieß es. Den Namen des bereits bestellten Insolvenzverwalters wollte Kinowelt nicht bekannt geben. "Wir würden das gerne so schnell wie möglich klären", kommentierte der Sprecher das weitere Verfahren, ohne einen Zeitrahmen zu nennen. Von dem Insolvenzantrag sind den Angaben zufolge die Kinowelt Medien AG und die Tochter Kinowelt Lizenzverwertungs GmbH betroffen. Das operative Geschäft der übrigen Töchter wie der Kinowelt Filmverleih GmbH oder den Kinopolis-Multiplex-Kinos sei sicher gestellt. ABN Amro hatte bereits selbst Insolvenzantrag gegen Kinowelt gestellt, nachdem das Unternehmen den fälligen Kredit Ende November nicht hatte bedienen können. Daraufhin bestellte das Amtsgericht einen Gutachter, der die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft untersuchen sollte. "Dieses Gutachten wird sich damit (mit dem von Kinowelt gestellten Insolvenzantrag) erledigt haben", sagte der Sprecher. Die Banken, zu denen die BHF-Bank und die HypoVereinsbank zählen, hatten der Gesellschaft seit dem Sommer fällige Raten gestundet. Seit Monaten kursierten Gerüchte über eine Pleite. Analysten rechneten nicht mit einem Überleben von Kinowelt. (APA/Reuters)