Wirtschaft
Japanische Notenbank lockert Geldpolitik weiter
Verstärkter Rückkauf inländischer Staatsanleihen
Tokio - Die Bank von Japan (BoJ) hat zur
Unterstützung der rezessionsgeplagten Wirtschaft des Landes ihre
Geldpolitik weiter gelockert. Angesichts eines Leitzinsniveaus nahe
null Prozent gab die Notenbank am Mittwoch eine Reihe von Maßnahmen
bekannt, die dem japanischen Finanzsystem unmittelbar erheblich mehr
Liquidität zuführen sollen. So setzte die Notenbank das
Einlagenvolumen der Geschäftsbanken bei der BoJ deutlich herauf und
kündigte den verstärkten Rückkauf inländischer Staatsanleihen an. Finanzminister Masajuro Shiokawa begrüßte die Entscheidung,
nachdem er von der BoJ zuletzt drastische Schritte zur
Konjunkturbelebung gefordert hatte. Für das kommende Fiskaljahr
erwartet die Regierung eine Stagnation der Wirtschaft. Nach Ansicht
von Analysten reagierte die BoJ auf den politischen Druck. Sie
rechnen mit weiteren Lockerungen.
Yen reagiert zunächst kaum
Der Yen reagiert zunächst kaum auf den BoJ-Beschluss. Die
japanische Währung pendelte zum Dollar weiter nahe ihres
Drei-Jahres-Tiefs bei Kursen um 128,40 Yen, erholte sich dann aber
etwas. An den japanischen Aktienmärkten kam es zu leichten
Kursgewinnen. Der Nikkei-Index schloss um 0,38 Prozent fester.
Die BoJ erhöhte die bei ihr geparkten Einlagen der Geschäftsbanken
auf zehn bis 15 Bill. Yen (86,4 Mrd. Euro/1,19 Bill. S bis 129,7 Mrd.
Euro/1,784 Bill. S) von zuvor mehr als sechs Bill. Yen. Außerdem will
die Notenbank den Rückkauf japanischer Staatsanleihen auf 800 von
bisher 600 Mrd. Yen im Monat ausweiten. Ferner soll durch den Kauf
anderer Schuldtitel dem Bankensystem weitere Liquidität zugeführt
werden. "Diese geldpolitischen Maßnahmen sollen die Stabilität der
Finanzmärkte sicherstellen und zur wirtschaftlichen Erholung
beitragen", teilte die BoJ zur Begründung mit.
Verstärkter Kauf ausländischer Staatsanleihen gegenwärtig nicht notwendig
BoJ-Chef Masaru Hayami betonte bei der anschließenden
Pressekonferenz, der verstärkte Kauf ausländischer Staatsanleihen sei
gegenwärtig nicht notwendig. An den Finanzmärkten waren in den
vergangenen Tagen Spekulationen aufgekommen, die BoJ könne durch den
Kauf von Dollar-Anleihen den Yen schwächen, um so die
Exportwirtschaft anzukurbeln. Dies hatte den Dollar zur japanischen
Währung in den zurückliegenden vier Wochen um knapp sechs Yen
ansteigen lassen. Hayami hatte sich jedoch wiederholt gegen den Kauf
ausländischer Bonds ausgesprochen. Die japanische Notenbank hatte
ihre Geldpolitik zuletzt am 18. September in Reaktion auf die
Anschläge in den USA gelockert und den Schlüsselzins auf 0,1 von
zuvor 0,25 Prozent gesenkt. Angesichts dieser
De-Facto-Nullzinspolitik steuert sie die Liquidität des Finanzsystems
seither vor allem über die Höhe der Bankeinlagen bei der Zentralbank.
Japans Wirtschaftsminister Heizo Takenaka bezeichnete die
Entscheidung der Notenbank als richtigen Schritt zur Bekämpfung der
wirtschaftlichen Probleme. Die BoJ sei offenbar bereit, in ihr bisher
unbekanntes Territorium vorzudringen, sagte er. Finanzminister
Shiokawa ergänzte: "Der Beschluss zeigt die Bereitschaft der BoJ zu
weiteren aggressiven geldpolitischen Lockerungen in der Zukunft."
Auch Analysten erwarten weitere Schritte der Notenbank. Sollten sich
die konjunkturellen Bedingungen von Jänner bis März noch weiter
verschlechtern, werde die BoJ wohl erneut handeln, sagte Chotaro
Morita von Deutsche Securities in Tokio.
Für das nächste Fiskaljahr, das im April beginnt, rechnet die
Regierung nach ihrer am Mittwoch vorgelegten Prognose mit einer
Stagnation der japanischen Wirtschaft nach einem erwarteten Rückgang
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,0 Prozent in diesem Jahr. Die
Voraussage für das Fiskaljahr 2002/03 ist wesentlich optimistischer
als die Prognose der meisten Analysten, die von einem Schrumpfen des
BIP um 0,6 Prozent ausgehen. Die Regierung verspricht sich jedoch von
einem geplanten zweiten Nachtragshaushalt über 2,5 Bill. Yen einen
kräftigen Schub für die Wirtschaft, die gegenwärtig in der vierten
Rezession innerhalb von zehn Jahren steckt.(APA/Reuters)