Wirtschaft
Neues Behördenfunknetz Adonis
Telekom Austria beziffert Errichtung mit bis zu 250 Millionen Euro
Wien - Das Rennen um die Errichtung und den Betrieb eines
österreichischen Hochsicherheitsfunknetzes geht in die Endrunde. Am
4. Februar endet die Einreichfrist für die Bewerbungen im Zuge der
Ausschreibung. Der endgültige Zuschlag soll im ersten Halbjahr 2002
fallen. Die Kosten für die Errichtung des Systems beziffert die
Telekom Austria (TA) - einer von drei übrig gebliebenen Bewerbern -
mit bis zu 250 Mill. Euro (3,44 Mrd. S). Dazu komme allerdings auch
noch die Finanzierung des Umaufvermögens, betonte TA-Chef Heinz Sundt
am Mittwoch vor Journalisten. Wie viel die einzelnen teilnehmenden Organisationen, Bundesheer,
Gendarmerie, Polizei und andere "Blaulicht-Organisationen", für die
Benutzung zahlen werden, ist laut Telekom Austria-Chef Heinz Sundt
noch offen. Im Wesentlichen werde der Preis davon abhängen, wie viele
Teilnehmer man zu Adonis zulassen werde. Derzeit sind 24.5000
Benutzer fix zugesagt. Das theoretische Potenzial sei zwar wesentlich
größer. Die Problematik sei aber, das nicht beliebig viele Teilnehmer
auf das Netz geschalten werden sollten, da sonst der grundlegende
Charakter eines Sicherheitsnetzes in Frage gestellt würde, meint
Sundt.
Drei Bewerber zur Ausschreibung zugelassen
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel rechnete zuletzt damit, dass die
Kosten für den Bund vom geplanten Vollstart 2005 bis 2020 - der
Laufzeit der vergebenen Lizenz - jährlich nicht mehr als 26 Mill.
Euro ausmachen werden. Sundt meinte dazu, die TA sei noch dabei die
Businesspläne zu gestalten. Außerdem geht Sundt davon aus, dass die
Anforderungen an das System nach dem Abgabetermin im Februar noch
einmal erweitert werden.
Zur Ausschreibung sind im Anfang Oktober insgesamt noch drei
Bewerber zugelassen worden: Neben der Telekom Austria mit ihrer
Funk-Tochter Walky Talky Telecom (49 Prozent TA, 51 Prozent WiBAG)
und Nokia als Technologielieferant, auch das Joint Venture
master-talk (früher: TetraCall) mit den Wiener Stadtwerke (50
Prozent), Siemens (45 Prozent) und Frequentis (5 Prozent) als
Eigentümern und das Bieterkonsortium Tetratel um die Flugüberwachung
Austro Control, das Nachrichtentechnik-Unternehmen Centerfunk, Kapsch
und Motorola.
TA-Mitbewerber sollen sich durchsetzen
Bei der Telekom hofft man intensiv, sich gegen die Mitbewerber
durchzusetzen. "Als langjähriger Partner des Bundes bei
Sicherheitsthemen bringt die Telekom Austria einen großen
Erfahrungsschatz in der Zusammenarbeit mit", betonte Sundt am
Freitag. Bereits jetzt betreibe die Post das Staatsgrundnetz, den
Bundes-Warn-Alarmring und das Strahlenschutz-Meldenetz. Auch ein
Pilotprojekt zu Adonis im Burgenland mit 83 Funkstationen, das
bereits seit November 1999 in Betrieb ist, habe die Telekom
realisiert. Darüber hinaus betreibe die Mobilkom mit 4.300
Sendestationen das größte Funknetz Österreichs, sagte Sundt.
Für die Errichtung von Telekomnetzwerken wie dem
Sicherheitsfunknetz hat die Telekom Austria mit Jet2Web Networks
bereits eine eigene Tochter gegründet, die laut Sundt etwa beim
Ausbau von UMTS-Netzen auch schon bei Wettbewerbern tätig worden ist.
Für den Betrieb will die Telekom aber eine eigene Gesellschaft
gründen, die dann auch "für Partner offen" wäre. Selbst eine direkte
Beteiligung des Innenministeriums an der neuen Tochter halte er für
vorstellbar, sagte Sundt. (APA)