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Somalia: kurzer geschichtlicher Überblick
Staatswerdung durch Zusammenfügung von italienischen und britischen Kolonialgebieten - Seit einem Jahrzehnt Anarchie
Mogadischu/Wien - Einen somalischen Staat gibt es seit 1960.
Ethnisch und kulturell bilden die Somalis (95 Prozent der
Bevölkerung) mit einer gemeinsamen Sprache und dem Islam eine
Einheit, doch unterscheiden sich nomadisierende Samaale und sesshafte
Sab, die sich wiederum auf große Clan-Gemeinschaften und unzählige
kleinere Clans verteilen. Die soziale Uneinheitlichkeit erleichterte
Ende des 19. Jahrhunderts das Vordringen der europäischen
Kolonialmächte. 1880-90
Koloniale Unterwerfung durch Italiener und Briten,
die Schutzverträge mit verschieden somalischen
Stämmen schließen. Frankreich fasst in Dschibuti Fuß.
Britisch-Somaliland wird 1898 der britischen Krone
unterstellt. Italienisch-Somaliland kommt 1905 unter
die Direktverwaltung Roms. Zahlreiche Aufstände
gegen die beiden Kolonialmächte bis 1920.
1935/36
Abessinienkrieg: Die italienische Kolonie
ist Ausgangsbasis für die Eroberung Äthiopiens.
Der faschistische Diktator Benito Mussolini
schafft das Vizekönigreich "Italienisch-Ostafrika",
das 1941 zusammenbricht.
1941
Britischer Einmarsch in Italienisch-Somaliland,
das unter Militärverwaltung gestellt wird.
1950
Italienischer Teil wird für zehn Jahre
UNO-Treuhandgebiet.
Protektorat Britisch-Somaliland erhält Selbstverwaltung.
1960
Zusammenschluss der beiden Landesteile und Ausrufung
der unabhängigen Republik Somalia, die auch Ansprüche
auf Französisch-Somaliland (Dschibuti) erhebt.
1969
Staatspräsident Abdulrashid Ali Shermarke wird ermordet.
Machtübernahme der Armee unter General Mohammed Siad
Barre, der einen "sozialistischen Entwicklungsweg"
verkündet. 1974 wird ein Freundschaftspakt mit der UdSSR
geschlossen, 1976 eine Einheitspartei ("Revolutionäre
Sozialistische Partei") nach KP-Muster gegründet.
1977/78
Ogaden-Krieg gegen Äthiopien, dessen Regierung von der
Sowjetunion unterstützt wird. Siad Barre bricht mit
Moskau, wendet sich dem Westen zu und erhält
US-amerikanische Waffenhilfe.
1988
Ausbruch des Bürgerkriegs. Verschiedene Clans werden
teils von Äthiopien, teils von Libyen unterstützt.
Die reguläre Armee zerfällt.
1991
Sturz von General Siad Barre und totale Anarchie.
Sezession des Nordens als "Republik Somaliland"
(international nicht anerkannt) unter dem 1981
gegründeten "Somali National Movement" (SNM)
(heutiger "Präsident": Mohammed Ibrahim Egal).
1992
Hungerkatastrophe. Erfolglose UNO-Blauhelm-Mission
"Operation Restore Hope". Keine Entwaffnung der
Bürgerkriegsmilizen. Teilung der Hauptstadt Mogadischu
durch die Milizen von General Mohammed Farah Aideed
und Ali Mahdi Mohammed.
1993
Eine US-Intervention gegen den Warlord General Aideed
schlägt fehl. Die UNO-Mission wird 1994 für gescheitert
erklärt.
2000
Eine Friedenskonferenz in Dschibuti beschließt die
Einsetzung einer provisorischen Regierung in Mogadischu
unter Präsident Abulkassim Salat Hassan. Diese
kontrolliert nur einen kleinen Teil des Landes.
(APA)