Wien - Die per 1. Oktober 2002 geplante völlige Liberalisierung des österreichischen Gasmarktes soll dem Durchschnittshaushalt rund 100 Euro pro Jahr an Ersparnis bringen, sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) am Mittwoch bei der Präsentation der dafür notwendigen Änderung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG). Insgesamt werde die 100-prozentige Marktöffnung rund 160 Mill. Euro (2,2 Mrd. S) bringen, davon werden rund 100 Mill. Euro auf die Haushalte und 60 Mill. auf Klein- und Mittelbetriebe entfallen. Für die Haushalte bedeute dies ein Einsparpotenzial von rund 10 Prozent, für die mittelständischen Unternehmen von 25 Prozent. Wie sich diese Beträge auf Netz- und Energiekosten verteilen, wird derzeit noch in einem Gutachten untersucht. Walter Boltz, der Leiter der Stromregulierungsbehörde E-Control, die ab Oktober kommenden Jahres als Energie-Control auch für den Gasmarkt zuständig sein soll, hatte aber kürzlich anklingen lassen, dass vor allem im Bereich Transport/Netze Preissenkungspotenzial bestehe. Netzzugang soll reguliert und nicht verhandelt sein Der Netzzugang soll nun ein regulierter und kein verhandelter sein. Vom ursprünglichen Plan eines zentralen Netzbetreibers ist der Wirtschaftsminister mittlerweile abgekommen. Mit dem regulierten Netzzugang als "gelindertem Mittel" soll den Kunden ein rascher und einfacher Wechsel ermöglicht werden, so Bartenstein. Bei der bisherigen Teilliberalisierung - Großverbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 25 Mill. Kubikmeter können ihren Lieferanten bereits frei wählen - sei noch keinem einzigen Kunden der Wechsel gelungen. Bei der Durchsetzung des Netzzuganges setzt das GWG II auf eine rigorose Anwendung kartellrechtlicher Vorschriften. Wirkungskartelle, also Absprachen oder Vereinbarungen, die eine Wettbewerbsbeschränkungen bewirken, werden explizit verboten. Die Prüfungen der sogenannten Kommittierungen soll auch unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten erfolgen. Warnung vor Folgen verzögerter Ladenöffnungsliberalisierung Nach den "mutigen Schritten" bei der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte warnt nun Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) davor, beim Thema Ladenöffnung passiv zu bleiben. Wenn man damit warte, bis die Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer verstärkt in der Slowakei und in Ungarn einkaufen, sei bereits Kaufkraft abgeflossen. Erster Adressat bei diesem Thema ist für den Wirtschaftsminister der Koalitionspartner, der sich bewegen müsse. (APA)