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Toni Hocheggers Tierdressuren zählen zu den besten der Welt.

Foto: Archiv Pferderevue/Glaser
Wenn die Journalisten nur nachfragen täten: Die einen haben geschrieben, Toni Hochegger sei Schweizer, die anderen, er sei Bayer. Alles Blödsinn – Toni Hochegger ist waschechter Österreicher und stammt aus der Steiermark. Er ist 1932 im weststeirischen St. Johann in der Nähe von Voitsberg geboren und hat nach der Schule Maurer gelernt. Die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit, vor allem aber die Begeisterung für den Zirkus trieb ihn schließlich 1951 in die Schweiz zum Zirkus des berühmten Fredy Knie. Hier hat sich Hochegger vom einfachen Pferdepfleger zum begnadeten Tierdresseur hochgearbeitet, es gab kaum ein Getier, mit dem Toni in diesen Jahren nicht gearbeitet hätte: Er ist auf Giraffen geritten, hat Nashörner an der Nase herumgeführt und Hunde tanzen lassen, sogar mit Nilpferden und Elefanten ist er aufgetreten. Fast 20 Jahre ist Hochegger beim Zirkus Knie gewesen, hat viele schöne Stunden erlebt – und vor allem die Welt gesehen, auch in Wien war er in dieser Zeit sehr oft. Abschied vom Zirkus 1968 begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt: Hochegger machte sich selbständig, ging mit einer Pferde-Nummer ein Jahr lang nach Südamerika, kehrte danach zurück nach Europa und tourte mit einer spektakulären Nummer mit russischen Windhunden ein paar Jahre durch Italien. Zum zehnten Hochzeitstag bekam er von seiner Frau Barbara ein Pferd geschenkt – und fing so wieder mit der Pferde-Arbeit an. In den letzten Jahren hat Toni freilich auch anderes ausprobiert – wir erinnern uns an die legendäre Kuh Mädi und das erstaunliche Schwein Spoky: "Ich arbeite am liebsten mit Pferden, weil das eine ganz besondere Herausforderung ist, aber ich habe auch mit der Mädi sehr gern gearbeitet, weil ich selbst erstaunt war, was man einer Kuh alles beibringen kann. Auch mit dem Schwein Spoky macht die Arbeit riesigen Spaß, Schweine sind ja unheimlich intelligent und gelehrig – und es ist mit ihnen sehr lustig zu arbeiten, weil die sind überhaupt nicht nervös, die kennen keinen Streß: Denen ist wurscht, ob fünf Spots auf sie gerichtet sind oder ob 8.000 Leute applaudieren und trampeln: Die sind einfach nicht aus der Ruhe zu bringen, machen ihre Sachen und spazieren dann raus, als wär nix gewesen. Pferde sind da schon schwieriger, die sind durchwegs sehr sensibel und immer ein bißchen nervös. Doch umso schöner ist es, wenn eine Nummer gut gelingt." Zauberwort Geduld Ungefähr zwei Jahre dauert das Einstudieren einer Nummer wie der "Western-Fantasie", die Toni Hochegger beim Fest der Pferde gezeigt hat, mit dem Pferd Pascha, einem 18jährigen Andalusier-Traber-Mischling, dem siebenjährigen Shetlandpony Grisu und dem Hund Joy: "Das Schwierige ist vor allem, die Tiere aneinander zu gewöhnen und zusammenzubringen. Jedem Tier kann man allein ziemlich rasch etwas beibringen – nur das Zusammenspiel ist schwierig, daß sich etwa das Pony auf das Pferd legt, ohne daß das Pferd verrücktspielt – oder der Hund auf das Pony springen darf, wovor es sich ja eigentlich fürchten müßte. Da braucht man einfach viel Geduld, um das zu erreichen." Geduld ist überhaupt das Zauberwort in der Arbeit des Toni Hochegger – und natürlich das Wissen um die Psyche und die natürlichen Verhaltensweisen von Tieren: "Wenn man ein Tier nicht versteht, kann man ihm auch nichts beibringen!" Und keiner versteht sie wohl besser als Toni Hochegger, für den das moderne Wort "Pferdeflüsterer" – oder noch besser: Tierflüsterer – wohl besser paßt als für manch anderen. Leo Pingitzer/Pferderevue