Wien - Der geplante Verkauf des Postbusses an die ÖBB dürfte in eine Sackgasse geraten sein. Zwar sind die Eisenbahner entschlossen, den Post- mit dem Bahnbus in einer Garage zu fusionieren, der politische Wille zur großen österreichischen Buslösung wird aber täglich schwächer.

ÖBB und Postbus-Eigentümer ÖIAG irritiert dem Vernehmen nach zweierlei: Erstens liege vom obersten Postbus-Eigentümer, Finanzminister Karl-Heinz Grasser, zwar eine prinzipielle Verkaufsermächtigung vor, nicht aber grünes Licht für die Übertragung an die Bahn. Und zweitens werde im Finanzministerium - parallel zum ÖBB-Deal - ein weiterer Interessent für die 1600 Wagen starke gelbe Busflotte sondiert.

Es handelt sich dabei um Connex, die Nahverkehrstochter des französischen Mischkonzerns Vivendi. Diese hat bereits vor Monaten heftiges Interesse am Postbus deponiert. Am Donnerstag haben Unternehmensvertreter bereits in der Himmelpfortgasse vorgesprochen, verlautet aus dem Finanzressort.

Connex ist mit 10.000 Bussen fast viermal so groß wie Post- und Bahnbus zusammen und erwirtschaftet mit 10.000 Beschäftigten (inklusive Eisenbahnsparte) jährlich 29 Mrd. S Umsatz (2,12 Mrd. EURO) - davon 70 Prozent mit ihren neun Auslandstöchtern.

Da Connex immer mit lokalen Partnern arbeite, befürchten die Befürworter einer Post-Bahn-Bus-Fusion, dass die angepeilte "große österreichische Nahverkehrslösung" bereits gestorben sei. Insbesondere die ÖVP sei gegen die Fusion, argwöhnt die Opposition. Denn ein "Ausverkauf ans Ausland" brächte den Ländern über die Verkehrsverbünde mehr Einfluss auf die Verkehrsanbieter. Aus der ÖIAG verlautet, Postbus-Chefin Wilhelmine Goldmann sei von ÖIAG-Chef Peter Michaelis über den Kurswechsel bereits informiert worden. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 21.12.01)