New York/Leipzig - Medizin-Nobelpreisträger GünterBlobel hat sich in einem Aufruf mit 12 deutschen und schweizerischensowie 15 amerikanischen Nobelpreisträgern für den Wiederaufbau derLeipziger Universitätskirche eingesetzt. Das Gotteshaus aus dem 16.Jahrhundert hatte den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden. Am30. Mai 1968 war die Kirche auf Geheiß von DDR-Staatschef WalterUlbricht gesprengt worden. "Die Paulinerkirche nicht wieder aufzubauen, wäre einfolgenschweres Versäumnis", heißt es nach Angaben der "LeipzigerVolkszeitung" in dem Aufruf. Dies würde nicht nurdie 600-Jahrfeier der Universität Leipzig im Jahre 2009, sonderndarüber hinaus "den Ruf und damit die Zukunft der Universität Leipzigaußergewöhnlich stark kompromittieren". Zu den Unterzeichnern desAufrufs gehören auch Manfred Eigen (Deutschland/Chemie/1967), J.Georg Bednorz (Schweiz/Physik/1987) und Christiane Nüsslein-Volhard(Deutschland/Medizin/1995). Keine Freude Der Rektor der Leipziger Universität, Volker Bigl, zeigte sich derZeitung zufolge "überrascht und verärgert" von der Initiative. Esstimme ihn traurig, wenn immer wieder ideologisierend diePaulinerkirche bemüht werde, die einmalige Chance aber, eineUniversität im Innern der Stadt neu zu gestalten, keine Rolle zuspielen scheine. Auf dem Gelände der Paulinerkirche stand bereits im 13.Jahrhundert ein Dominikanerkloster. Im 16. Jahrhundert wurde das neueGotteshaus im gotischen Stil errichtet und 1545 von Martin Luthergeweiht. "Das Ding muss weg", kommentierte Staatschef Ulbricht dieSprengung des Baudenkmals. Die dreischiffige Hallenkirche passtenicht in das Bild der SED-Planer zur "sozialistischen Umgestaltung"des Stadtzentrums und der 1953 in "Karl-Marx-Universität" umbenanntenHochschule. Wettbewerb Jetzt soll das Areal neu gestaltet werden, ein Wiederaufbau derKirche ist aber bisher nicht vorgesehen. Die Entscheidung in einemeuropaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs für das Geländewerde im Mai 2002 falle, sagte Wolfgang Engel, Dezernent fürHochschulplanung,. Für den Wettbewerb seien rund 130Vorschläge eingegangen, von denen 30 in die engere Wahl kämen. Geplant sei die Errichtung einer neuen Aula auf dem historischenStandort der Paulinerkirche. "Die jetzige Mensa soll ebensoabgerissen werden wie die ersten vier Achsen des Hauptgebäudes." ZurErinnerung an die zerstörte Kirche sollen Bruchstücke und vor derSprengung geborgene Kunstschätze in den Neubau integriert werden, fürden rund 170 Millionen Mark (86,9 Mio Euro) veranschlagt sind. Seit 1992 kämpft der Paulinerverein für den Wiederaufbau deseinstmals ältesten und architektonisch wertvollsten Bauwerks derMessestadt. "Ich bin Herrn Blobel sehr dankbar für seine Initiative,die Sache muss im Gespräch bleiben", sagte Geschäftsführer OttoKünnemann auf Anfrage. Blobel hat bereits den Wiederaufbau derDresdner Frauenkirche als Mäzen unterstützt. Der an der RockefellerUniversität in New York lehrende Zell- und Molekularbiologe spendetefast das gesamte Preisgeld seines Nobelpreises (rund 1,6 MillionenMark). (APA/dpa)