Boston/Leiden - Benutzerinnen der neuesten "Pille"-Präparate(3. Generation) haben im Vergleich zu Frauen, welche ältere oraleKontrazeptiva (2. Generation) verwenden, ein geringeresHerzinfarktrisiko. Am ärgsten schlagen das Rauchen und ein erhöhterCholesterinspiegel als Gefährdungsmomente für die lebensgefährlicheakute Herzkrankheit zu Buche. Das ist das Ergebnis einer landesweitenniederländischen Studie, die in der neuesten Ausgabe des "New EnglandJournal of Medicine" (20. Dezember) veröffentlicht wird.Die Studie Dr. Frits R. Tosendaal von der Universität Leiden und eine ganzeReihe niederländischer Co-Autoren haben in einer landesweitenwissenschaftlichen Untersuchung die medizinischen Daten von 248Frauen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren analysiert, die zwischen1992 und 1995 ihren ersten Herzinfarkt erlitten hatten. Als Vergleichdienten die Daten von 925 gesunden Frauen. Analysiert wurden dieInformationen über den Gebrauch der verschiedenen oralenKontrazeptiva, Bluthochdruck, zu viel Cholesterin, Diabetes,Fettsucht und Mutationen, die eine vermehrte Gerinnselbildung im Blutverursachen können. Im Hintergrund steht die seit Jahren schwelende Diskussion, ob"Pille"-Präparate der 2. Generation unter Verwendung des GestagensLevonorgestrel bezüglich potenzieller Komplikationen durchBlutgerinnselbildung (Embolien, Infarkt etc.) möglicherweise wenigernegative Auswirkungen hätten als die neueren Präparate. In diesenProdukten der 3. Generation sind an Gestagenen vor allem Desogestreloder Gestoden enthalten. Erst Ende September hat die europäischeArzneimittelagentur EMEA eine sehr umstrittene Risikobewertungabgegeben. Demnach stünde die "Pille der 3. Generation" im Verdacht,mehr venöse Thrombosen bzw. Embolien zu verursachen. Im Einzelnen Beim Herzinfarkt aber schneiden laut den niederländischenWissenschaftern die neueren oralen Kontrazeptiva tendenziell besserab als die alten: - Insgesamt fanden die Experten ein auf das Doppelte gestiegenesRisiko für einen Herzinfarkt, wenn Frauen irgendwelche oralenKontrazeptiva einnahmen. - Bei Frauen, welche die älteren Präparate (2. Generation)einnahmen, stieg das Risiko um den Faktor 2,5. - Frauen, welche orale Kontrazeptiva der 3. Generationverwendeten, wiesen im Vergleich zu Nichtverwenderinnen ein bloß aufdas 1,3-Fache gestiegene Infarktrisiko auf. Der Schluss Die Wissenschafter: "Die Ergebnisse bezüglich der Verwendung der'Pille' der 3. Generation waren nicht zwingend, deuten aber auf eingeringeres Risiko als bei den oralen Kontrazeptiva der zweitenGeneration hin." Eindeutig belegt wird durch die wissenschaftliche Untersuchung dasFaktum, dass andere Gefährdungsmomente eine viel größere Rollespielen. So lässt Rauchen das Herzinfarktrisiko bei Frauen, welchedie "Pille" nicht verwenden, allein schon auf das 7,9-Fache steigen.Bei Frauen, welche orale Kontrazeptiva benutzen, erhöht es sich dannsogar auf das 13,6-Fache. Frauen (ohne "Pille") haben durch einenerhöhten Cholesterinspiegel allein schon das 3,3-Fache Infarktrisiko.Ihre Geschlechtsgenossinnen, welche irgendeine "Pille" benutzen,tragen sogar das 24,7-fache Risiko. (APA)