Panorama
Schütteln und Spritzen sind für den Kenner ein Tabu
Vom richtigen Umgang mit Schaumwein
Wien - Wenn zum bevorstehenden Jahreswechsel um Mitternacht
die Korken knallen, wird es so manchem Sektkenner die Zornesröte ins
Gesicht treiben. Für den wahren Genießer ist das Schütteln und
Spritzen mit dem edlen Tropfen nämlich absolut tabu. Sekt, so betonen
Experten, sei ein Getränk und keine Waffe. Der Spreu trennt sich bereits beim Entwickeln des Stanniols vom
Weizen. Während der Laie das Papier zumeist lieblos von der Flasche
fetzt, befreit die Kennerhand den Tropfen zärtlich und behutsam von
seiner Verpackung. Danach wird die Drahtschlaufe vorsichtig
aufgebogen oder durch rasches Hin- und Herbewegen abgebrochen und
entfernt.
Ab diesem Moment gehen Amateure und Profis endgültig getrennte
Wege. Lässt der Laie nun unter lautem Jubelgeschrei ekstatisch den
Korken knallen, so verharrt der Kenner in würdevoller Andacht. Mit
einer Hand hält er den Stoppel fest, mit der anderen dreht er ganz
langsam die Flasche (!) aus dem Verschluss heraus, sodass kein
einziger Tropfen verloren geht.
Im Notfall kann auch der Korken sachte heraus gedreht werden. Das
Gebinde sollte während des Öffnens schräg gehalten und der wertvolle
Inhalt - nach dem dezenten "Plopp" - zügig in ein ebenfalls schräg
gehaltenes Glas gegossen werden.
"Brut" "Halbsüß" oder "Exra trocken"
Doch nicht allein beim korrekten Entkorken beginnen für den
feierwütigen Sektfreund die Probleme. Schon beim Regal des
Supermarktes sieht sich der Kunde mit einer Reihe von sonderbaren
Produktbezeichnungen wie "brut" "halbsüß" oder "exra trocken"
konfrontiert.
Der Süßegrad wird durch das Wein-Zuckergemisch bestimmt. So liegt
bei "extra brut" der Restzucker zwischen bitteren null und sechs
Gramm pro Liter, bei "brut" zwischen null und 15 Gramm. Bei der
Variante "extra trocken" wird das Getränk mit einem Gehalt zwischen
zwölf und 20 Gramm schon süßer, "trocken" hat bereits zwischen 17 und
35 Gramm Restzucker.
Sekttrinker, die den herben Geschmack bevorzugen, sollten die
Finger von "halbtrockenen" Sorten lassen. Dieser wird auf Grund
seiner Süße zwischen 33 und 50 Gramm Restzucker pro Liter von Profis
wenig schmeichelhaft "der Pudding" genannt. (APA)