Wirtschaftsrecht
Konjunktur vor dem Aufschwung
Österreichische Wirtschafts- forschungsinstitute glauben an "Nulldefizit"
Wien (APA) - Die internationale und österreichische Konjunkturlage
veranlasst die Wirtschaftsforscher erneut zu einer Rücknahme ihrer
vor einem Quartal erstellten Prognosen. Für heuer erwarten Wifo und
IHS nur einen realen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,1 bzw. 1,2
Prozent, das schwächste Wachstum seit 1993. Für 2002 nimmt das Wifo
seine Prognose um 0,7 auf 1,2 Prozent zurück, das IHS sieht mit 1,6
Prozent dagegen gegenüber seiner September-Prognose kaum
Korrekturbedarf. Bei der Vorstellung der Prognoserevision wurde der
Unterschied zwischen den beiden Prognosen mit differenzierten
Einschätzungen begründet, wann die internationale Konjunktur wieder
anspringen wird. Wifo-Chef Helmut Kramer erwartet den Aufschwung später als
IHS-Chef Bernhard Felderer. Ersichtlich ist das in der Einschätzung
der US-Konjunktur, die laut Wifo 2002 nur um 0,8 Prozent wachsen
wird, wogegen das IHS 2,5 Prozent annimmt. Ausgehend von den USA
erwartet Felderer eine Belebung der Weltkonjunktur, wovon ohne
zeitlichen Abstand auch Europa und damit Österreich profitieren soll.
Die Wachstumsdifferenz für 2002 erklärt auch, dass das IHS nach dem
bereits als gegeben geltenden "Nulldefizit" des österreichischen
Gesamtstaates im Jahr 2001 auch für 2002 ein ausgeglichenes
Gesamtbudget für möglich erachtet. Das Wifo rechnet dagegen aufgrund
der budgetbelastenden Wirkung der "automatischen Stabilisatoren" mit
einem Defizit von 800 Mill. Euro bzw. 0,4 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Beide Institute gehen von "Nulldefizit" aus
Im Jahr 2003, für das erstmals eine Prognose erstellt wurde,
sollte sich die Wachstumsprognose der beiden Institute wieder
ausgleichen, da das Wifo mit 2,8 Prozent realem BIP-Zuwachs einen
stärkeren Nachholprozess erwartet als das IHS mit 2,3 Prozent. Beide
Institute gehen für 2003 von einem "Nulldefizit" des österreichischen
Gesamtstaates aus.
Kramer verwies heute darauf, dass der aktuellen Prognose ein
Optimismus unterlegt sei, der in den aktuellen Wirtschaftsdaten
keineswegs noch erkennbar sei. Felderer verwies dagegen auf mehrere
Wirtschaftsindikatoren, die sich in den USA vor allem im November
deutlich verbessert zeigten, darunter die gestiegenen
Auftragseingänge von Produktion und Dienstleistungen, gesunkene
Anträge auf Arbeitslosenunterstützung und die gestiegene
Hausbautätigkeit. Daraus könnte in den USA im 4. Quartal 2001 sogar
ein leichter BIP-Zuwachs resultieren.
Eine markante Verschlechterung erfährt der Arbeitsmarkt. Für 2002
rechnet das Wifo mit einem Rückgang der Zahl der unselbständig
Beschäftigten um 5.000. Die Zahl der Arbeitslosen werde im
Jahresdurchschnitt 221.000 erreichen und um 19.000 steigen. Das
entspreche einer Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent aller
Erwerbspersonen (laut Eurostat) bzw. 6,6 Prozent der unselbständigen
Erwerbspersonen (österreichische Rechnung). Das IHS rechnet für 2002
mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahl um 10.500 Personen
und einer Quote von 6,3 Prozent. (APA)