Inland
Umfrage: Österreicher sehen Temelin-Politik als Wählerstimmenaktion
Mehrheit glaubt nicht an Möglichkeit einer Stillegung
Wien - 85 Prozent der Österreicher glauben, dass die
Politiker die Debatte rund um Temelin führen, um Wählerstimmen zu
gewinnen. Dass sich die Politiker damit für die Österreicher
einsetzen wollen, sehen noch 49 Prozent, entsprechendes Fachwissen
wird zu 24 Prozent zugebilligt. Das geht aus einer Telefonumfrage
hervor, die vom 1. bis 12. Dezember von der Österreichischen
Gesellschaft für Europapolitik in Zusammenarbeit mit der
Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) durchgeführt
wurde. Präsentiert wurde die Studie am Donnerstag vom Generalsekretär
der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, Gerhard Bauer,
bei einer Pressekonferenz. Die Möglichkeit, dass Österreich eine Stilllegung des Kraftwerkes
erzwingen könne, verneinen 75 Prozent. Lediglich 18 Prozent halten
dies grundsätzlich für möglich. FPÖ-Sympathisanten glauben mit 36
Prozent am ehesten, dass man eine Stillegung bewirken könnte, doch
selbst hier zeigen sich 58 Prozent skeptisch. Drei Viertel der
Österreicher glauben nicht daran, dass das Volksbegehren der FPÖ, das
im Jänner stattfinden soll, die Inbetriebnahme des tschechischen AKW
Temelin verhindern kann. Selbst 59 Prozent der deklarierten
FPÖ-Anhänger glauben nicht daran.
Schlechte Quoten für Kronen Zeitung
Hauptinformationsquelle zum Thema Temelin ist mit 88 Prozent das
Fernsehen, 59 Prozent informieren sich über das Radio, 39 Prozent
gaben die "Kronen Zeitung", die sich sehr ausführlich mit dem Thema
beschäftigte, als Informationsquelle an, 64 Prozent nannten "andere
Zeitungen". Hinsichtlich der Unsicherheit von westlichen AKW`s hören
die Befragten am ehesten auf Experten und Fachleute, danach folgen
Fernsehen und Zeitungen. Am wenigsten hört man hier auf die Meinung
der Politiker. Der Atomenergie wird im Bezug auf Sicherheit und
Umweltbelastung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Als sicherste
Form sehen die Österreicher die Solarenergie, gefolgt von der Wind-
und Wasserkraft.
Die Bemühungen von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) und
Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer (V) in Brüssel werden von 35
Prozent als "geringer Erfolg" gesehen, 28 Prozent werten die
getroffenen Vereinbarungen "eher als Erfolg". 14 Prozent bezeichnen
die Verträge als "großen Misserfolg". 3 Prozent als "großen Erfolg".
Insgesamt hat sich die Stimmungslage nach der "vorläufigen" Einigung
über das Energiekapitel verbessert. "Die Österreicher sind Realisten,
die wissen, dass ein Ausstieg nicht erzwingbar ist, aber einige
glauben sie müßten ein bisschen Wirbel machen", meinte Bauer. (APA)