Wien - Einen reich gedeckten Gabentisch findet die Bawag heuer zu Weihnachten vor. Am Donnerstag erhielt sie den Zuschlag für den traditionsreichen Klavierhersteller Bösendorfer, der damit nach 35 Jahren wieder in österreichischer Hand ist. Am selben Tag war sie auch in der Slowakei erfolgreich. Im Rennen um die Istrobanka konnte sie den letzten verbliebenen Konkurrenten, die Bank-Austria-Gruppe, ausstechen und wurde damit zum neuen Eigentümer der neuntgrößten slowakischen Bank.

Die übrigen Mitbewerber um die Istrobanka, die Österreichischen Volksbanken (ÖVAG), die italienische UniCredito sowie die französische Société Générale, waren schon zuvor auf der Strecke geblieben.

Der Kaufvertrag mit dem derzeitigen Bösendorfer-Eigentümer, dem US-Konzern Kimball, soll im Jänner nächsten Jahres unterzeichnet werden, sagte Bawag-Chef Helmut Elsner. Über den Kaufpreis sei auf Wunsch von Kimball Stillschweigen vereinbart worden, er liege aber "im Rahmen des Firmenwerts". Vor knapp einer Woche hatte Elsner das Bawag-Offert mit rund 300 Mio. S beziffert.

Bösendorfer will unter dem neuen Eigentümer die Kapazität von derzeit 500 Flügel pro Jahr auf 800 ausweiten. Dazu seien in den nächsten Jahren Investitionen von rund 55 Mio. S (vier Mio. Euro) notwendig, hieß es.

Das Unternehmen beschäftigt 230 Mitarbeiter, zwei Drittel davon im Werk in Wiener Neustadt, 70 in Wien. Der Umsatz wird im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende Mai 2002) von zuletzt 250 Mio. S auf 234 Mio. S zurückgehen, der Gewinn nach Steuern wird sich von 33 Mio. S auf 15 Mio. S verringern und damit mehr als halbieren.

Für die Istrobanka soll die Bawag 51 Mio. EURO gezahlt haben. Das Institut kam zuletzt auf eine Bilanzsumme von umgerechnet 8,6 Mrd. S. Es verfügt über 36 Außenstellen, in denen insgesamt 730 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Dem Vernehmen nach soll die Bank Austria für die Istrobanka sogar 65 Mio. EURO geboten haben. Der Hauptaktionär, die Versicherungsgesellschaft Slovenska Poistovna, der 82 Prozent hält, soll aber der Bawag den Vorzug gegeben haben, weil die keine Haftungen verlangte. (gb, APA, Der Standard, Printausgabe, 21.12.01)