Bern - Die Zeit ist reif, in der UNO mitzubestimmen und nicht nur mitzubezahlen. Mit diesem Argument wirbt ein überparteiliches Komitee von rund 190 der 246 Schweizer Parlamentsabgeordneten für ein Ja zum UNO-Beitritt der Schweiz bei der Abstimmung am 3. März 2002. Die Mitglieder des Ko-Präsidiums, Ständerätin Christine Beerli (FDP), Ständerätin Christiane Brunner (SP), Ständerat Bruno Frick (CVP), Ständerat Hans Lauri (SVP), Nationalrätin Pia Hollenstein (Grüne) und Nationalrätin Barbara Polla (LPS) erläuterten am Donnerstag in Bern ihre Argumente für einen Vollbeitritt. Mit einem Ja könnte eine selbstbewusste Schweiz ihre Interessen endlich dort einbringen, wo weitreichende Beschlüsse gefällt werden, hiess es bei der Pressekonferenz der Proponenten. Die Neutralität werde dadurch nicht tangiert. Die UNO-Mitgliedschaft werde sich auszahlen und dazu beitragen, den Standort Genf zu stärken. Heute zahle die Schweiz jährlich rund 470 Millionen an die UNO und deren Spezialorganisationen. Dennoch gebe sie sich mit dem Beobachterstatus zufrieden. Mit rund zehn Franken (etwa 90 Schilling) mehr pro Kopf und Jahr könnte die Eidgenossenschaft künftig in der Mitgliederversammlung voll mitbestimmen. Das Komitee ist überzeugt, dass die Schweiz ausserhalb der UNO keinen besseren Beitrag zu Sicherheit, Humanität, Ökologie und Wohlfahrt leisten könne. Ein Nein zur UNO würde der Schweiz langfristig schaden. Es brächte die Welt nicht weiter, wirke sich aber negativ auf das Image der Schweiz aus. Mitgliederbeiträge bezahlen, aber bei der Generalversammlung nicht mitbestimmen wollen nannte Stänbderätin "zutiefst unschweizerisch". Die Nein-Argumente von 1986 gälten heute nicht mehr, sagte Frick. Die UNO sei nicht mehr von den beiden Blöcken USA und Sowjetunion blockiert, sondern handlungsfähig geworden. Dank charismatischer Persönlichkeiten wie dem Friedensnobelpreisträger 2001 Kofi Annan habe sie wesentlich an Durchschlagskraft gewonnen. Als Nichtmitglied müsse die Schweiz andere Staaten bitten, ihre Ideen einzubringen. Das sei für einen selbstbewussten Staat nicht akzeptabel, sagte Frick. Ein Beitritt änderte am Kern der Neutralität nichts, sagte Lauri. Österreich, Schweden und Finnland zeigten, dass die Neutralen in der UNO gehört würden. Hollenstein hob die ökologischen Leistungen der UNO hervor. Die UNO habe längst begriffen, dass es sich lohne, zu Luft, Wasser, Klima, Ozonschicht, Tropenwald usw. weltweit Sorge zu tragen. Alle diese Themen seien auch für die Schweiz relevant. Denn zerstörte Lebensgrundlagen seien oft die Ursache von Konflikten. (APA)