Da streiten sich die Leut' herum, wohl um den Wert der Null", könnte man frei nach Nestroy reimen, betrachtet man das liebste Gesellschaftsspiel der heimischen Wirtschaftspolitik, den Eiertanz um das Nulldefizit. Schon im September herrschte im Finanzministerium höchster Unmut über die Wirtschaftsforscher, die doch zu zweifeln gewagt hatten an der Erreichbarkeit des Regierungsziels im Zieljahr 2002.

Mittlerweile ist die Null unter dem Budget schon ein Jahr früher eingefahren, des Gezänks ist aber kein Ende, weil Zweifel an ihrer Nachhaltigkeit bleiben. Zwar geht sich jetzt die Rechnung des Instituts für Höhere Studien für das 2002er-Budget brav und glatt auf 0,0 aus, die Herren vom Wirtschaftsforschungsinstitut aber bleiben störrisch und errechnen einen Abgang von 0,4 Prozent - dabei durchaus auf Linie mit der Oesterreichischen Nationalbank, die Ähnliches kalkulierte.

Der Streit geht dabei leider nicht nur um des Kaisers Bart: Denn die für 2002 errechneten Budgetlöcher sind ja das Ergebnis eines konjunkturellen Einbruchs. Wer sie wegdefinieren will, verleugnet die Realität, wer sie durch noch mehr Sparen ausmerzen will, verschlimmert die Realität.

Deshalb ist ein Blick auf andere Ziele, zu deren Erreichung sich die Regierung einst verpflichtete, vielleicht heilsam: 1997 einigte man sich auf den Nationalen Beschäftigungspakt, der Maßnahmen vorsah, wie man mehr Leute in den Arbeitsmarkt hinein- und aus der Arbeitslosigkeit herausbringen könnte. Erklärtes Ziel: die Arbeitslosenrate in Österreich von damals 4,5 bis 2002 auf 3,5 Prozent zu senken. Tatsächlich wird die Quote, die 2000 schon bei 3,7 Prozent lag, im kommenden Jahr wieder 4,2 Prozent erreichen. Das sind 221.000 Menschen ohne Job. Aber nicht alle Ziele sind dieser Regierung eben gleich wichtig.

(DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2001)