Buenos Aires - Auch nach dem Rücktritt des argentinischen Präsidenten Fernando de la Rua haben sich die gewaltsamen Proteste in der Hauptstadt Buenos Aires fortgesetzt. Gruppen maskierter Jugendlicher plünderten Geschäfte und setzten sie in Brand. Die Polizei nahm die Verfolgung auf. Seit Mittwoch waren bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Beamten mindestens 20 Menschen getötet worden. De la Rua war Augenzeugen zufolge nach seinem Rücktritt mit einem Hubschrauber vom Dach des Präsidentenpalastes geflüchtet. Ein Nachfolger für De la Rua sollte am Freitag bestimmt werden. In einer gemeinsamen Sitzung wollten der Senat und das Abgeordnetenhaus einen Interimspräsidenten bestimmen. Er soll das Land bis Dezember 2003 führen. Dann sollte die Amtszeit De la Ruas enden. Als möglicher Kandidat gilt Senatsführer Ramon Puerta. Er gehört den oppositionellen Peronisten an. Argentinische Märkte bleiben geschlossen Die argentinischen Finanzmärkte bleiben am Freitag nach dem Rücktritt von Staatspräsident Fernando de la Rua geschlossen. Die argentinische Zentralbank verfügte am Donnerstag kurzfristig einen Bankfeiertag. Damit werden die Börse und die Wechselstuben des Krisenlandes wegen der Weihnachtsfeiertage erst am Mittwoch (26. Dezember) wieder geöffnet. Dem mit rund 135 Milliarden US-Dollar (150 Mrd. Euro/2.068 Mrd. S) verschuldeten südamerikanischen Schwellenland droht nach dreijähriger Rezession die Zahlungsunfähigkeit. Der Kongress muss jetzt darüber entscheiden, ob die seit zehn Jahren geltende starre Eins-zu-Eins-Bindung des Peso an den US-Dollar aufgehoben wird. Diese wird für die Rezession mit verantwortlich gemacht. Im Falle einer Abwertung wird aber kurzfristig eine Verschärfung der Krise befürchtet. Die Furcht vor einer Abwertung hatte am Donnerstag an der Börse von Buenos Aires zu einem wahren Kaufrausch geführt. Der Merval-Index stieg um 17,48 Prozent (47,70 Punkten) auf 320,46 Punkte. Mit dem Erwerb von Aktien exportorientierter Unternehmen wollten sich die Anleger vor den Folgen einer Abwertung schützen. (APA)