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Deutscher Ferienflieger LTU ist gerettet
Landesbürgschaft sichert Ferienflieger Kreditrahmen von 120 Millionen Euro
Düsseldorf - Deutschlands zweitgrößter Ferienflieger LTU
ist in letzter Minute vor dem Absturz gerettet worden. Nach einem
nächtlichen Verhandlungsmarathon mit Banken und dem LTU-Großaktionär
Rewe unterzeichneten am Freitagvormittag Nordrhein-Westfalens
Finanzminister Peer Steinbrück und Wirtschaftsminister Ernst
Schwanhold eine Landesbürgschaft, die dem Charterflieger noch am
selben Tag einen Kreditrahmen in Höhe von insgesamt 235 Mill. DM
(120,2 Mill. Euro/1,7 Mrd. S) sicherte und damit die Insolvenz
verhinderte. Mit dem von der Westdeutschen Landesbank, der Düsseldorfer
Sparkasse und der Rewe-Gruppe zur Verfügung gestellten Kredit ist das
Überleben des Düsseldorfer Ferienfliegers zunächst für zwölf Monate
abgesichert. Bis dahin soll ein Investor gefunden werden, der die bis
vor kurzem von der Swissair gehaltenen 49,9-Prozent der LTU-Anteile
übernimmt. Die EU hatte erst am Donnerstag grünes Licht für die
Rettungsbeihilfe gegeben.
"Das ist eine gute Nachricht"
"Das ist eine gute Nachricht für die 2.300 LTU-Beschäftigten und
viele Urlauber, die mit LTU in die Ferien fliegen", sagte Steinbrück
bei der Unterzeichnung der Urkunde. Vorausgegangen waren allerdings
noch Stunden des Zitterns und Bangens, da sich das Land und die
Banken nicht über Einzelheiten der Landesbürgschaft einigen konnten.
"Die Verhandlungen waren sehr schwierig und teilweise vom Scheitern
bedroht", berichtete Steinbrück.
Hauptstreitpunkt war die Frage, inwieweit sich die Banken selbst
am Kreditrisiko beteiligten. Die Geldinstitute hatten zunächst eine
100-prozentige Absicherung der Kredite durch das Land verlangt. Dies
war aber vom Haushalts- und Finanzausschuss des Düsseldorfer Landtags
abgelehnt worden. Die Einigung sieht nun vor, dass das Land 90
Prozent des Kreditrisikos trägt, die Banken selbst sich mit zehn
Prozent beteiligten.
Kredit von knapp 100 Millionen DM
Stadtsparkasse und WestLB stellen dem Ferienflieger jeweils einen
Kredit von knapp 100 Mill. DM zur Verfügung, weitere knapp 40 Mill.
DM kommen aus den Kassen der Rewe. Außerdem bürgt das Kölner
Einzelhandelsunternehmen noch einmal für die selbe Summe. Das vom
Land übernommene Kreditrisiko beläuft sich damit noch auf knapp 140
Mill. DM.
Scharfe Kritik übte Steinbrück an der Dresdner Bank, die in der
Nacht zum Freitag quasi in letzter Minute wegen der Bürgschaftsfrage
aus dem Kreditgeber-Konsortium ausgeschieden war. Die Frankfurter
Bank sei "von der Fahne gesprungen", sagte Steinbrück. Dies werfe
angesichts der 2.300 Arbeitsplätze, die auf dem Spiel gestanden
hätten, ein schlechtes Licht auf die unternehmerische Verantwortung
und die Wahrnehmung der oft beschworenen Gemeinwohlinteressen durch
die Bank.
(APA/AP)