Skisport
Raich gewinnt zweiten RTL von Kranjska Gora
Bode Miller und Didier Cuche auf den Plätzen - Eberharter führt weiterhin im Gesamtweltcup
Kranjska Gora - Benjamin Raich, allgemein als Spätstarter
bekannt, hat im alpinen Ski-Weltcup erstmals vor dem Jahreswechsel
zugeschlagen. Der 23-jährige Tiroler, am Vortag Zweiter hinter dem
Schweden Fredrik Nyberg, gewann am Freitag den zweiten Riesentorlauf
von Kranjska Gora klar vor dem US-Amerikaner Bode Miller (0,42
zurück), dem Schweizer Didier Cuche (1,24) sowie Nyberg (1,38) und
durfte sich damit über den zehnten Weltcup-Erfolg seiner Karriere,
den vierten im Riesentorlauf, freuen."Piste perfekt"
Manche Läufer hatten an der eisigen und harten Piste Kritik geübt,
doch Raich sah die Sache anders. Der Tiroler, dessen Stern übrigens
im Dezember 1998 in Kranjska Gora (Dritter im Slalom) aufgegangen
war, kam mit den schwierigen Verhältnissen bestens zu Recht. "Für
mich war die Piste perfekt, ich hatte im zweiten Lauf mit Nummer 30
noch ideale Bedingungen", berichtete der strahlende Sieger, dem nach
Bestzeit zum Auftakt die drittbeste Marke im zweiten Lauf (nach einem
Fehler im Zielhang) zum Tagessieg reichte.
Raich, dessen Fahrt übrigens IOC-Präsident Jacques Rogge und
Sloweniens Ministerpräsident Milan Kucan miterlebten, war von seinem
Sieg "überrascht", weil er auf Grund seiner permanenten
Rückenprobleme und den wiederholten Behandlungen bei Dr. Lotz relativ
wenig trainiert hatte. Seine scherzhafte Folgerung: "Das ist das
Rezept für die Zukunft, da werde ich vor Weihnachten überhaupt nicht
mehr trainieren."
Eberharter als Weltcupführender in die Pause
Stephan Eberharter kam als zweitbester ÖSV-Läufer unmittelbar vor
Christoph Gruber (Zehnter) auf Rang neun und zieht in der
Weltcup-Gesamtwertung mit 160 Punkten Vorsprung auf Miller in die
Weihnachtspause. "Dieser Hang ist nicht für mich geschaffen, das war
ein Raufen von oben bis unten", urteilte der Tiroler, der sein Rennen
als "nicht gut und nicht schlecht einstufte." Nach dem jüngsten
Marathon-Programm freut sich Eberharter nun auf ein Verschnaufen
während der Weihnachtspause, nach der es gleich wieder mit Bormio
("die Strecke dort liegt mir") weitergeht.
Toni Giger, dem Cheftrainer der ÖSV-Herren, fiel am Freitag ein
großer Stein vom Herzen, dass Raich seine Prophezeiung ("Er ist reif
für den Sieg") in die Tat umgesetzt hatte. Was umso bemerkenswerter
ist, als ja Österreich mit Hermann Maier und Heinz Schilchegger die
zwei besten RTL-Läufer der vergangenen Saison vorgeben muss. "Deshalb
ist dieser Erfolg doppelt schön", sagte der Coach, der im
Riesentorlauf ("das ist derzeit unsere schwierigste Disziplin") auch
Eberharter und Gruber zum Kreis der Siegläufer zählt. Beide vergaben
diesmal durch schwere Fehler die Chance auf bessere Platzierungen.
Giger zufrieden
Mit den Leistungen von Hans Knauß (Zwölfter/Fünfter im zweiten
Lauf), Mario Matt (15.) und Florian Seer (16./Vierter im zweiten
Lauf) war Giger zufrieden ("Ihre Formkurve zeigt nach oben") und auch
dem sichtlich verunsicherten Andreas Schifferer (23.) machte er etwas
Mut: "Es geht ein bisschen aufwärts." Christian Mayer, nach dem
ersten Durchgang auf Platz 13, schied im zweiten Heat aus und
beklagte sich über die Kurssetzung.
Neben Miller macht sich nun auch Didier Cuche nach seinen zwei
RTL-Spitzenplätzen in Kranjska Gora (Vierter/Dritter) Hoffnungen auf
den Gesamt-Weltcup. "Jetzt habe ich eine dritte Disziplin, in der ich
regelmäßig punkten kann. Wenn es auch in Abfahrt und Super G gut
läuft, kann ich ganz vorne mitmischen." Derzeit ist er im Schweizer
Lager die Nummer eins im "Riesen", nachdem Weltmeister Michael von
Grünigen wegen seiner Schulterprobleme (Haarriss im Schulterblatt)
nur mit schmerzstillenden Medikamenten starten kann.(APA)
ÖSV-Team Kranjska Gora:
Slalom (Samstag/10:15 und 13:15):
Raich, Matt, Rainer Schönfelder, Kilian Albrecht, Seer, Thomas Sykora, Michael Walchhofer, Manfred Pranger, Kurt Engl, Pierre Egger