Linz - Für ein "Haus mit multifunktionalen Bühnen" spricht sich jetzt die SPÖ Oberösterreich im Zusammenhang mit der Diskussion um den Neubau eines Musiktheaters in Linz aus. Die SPÖ erstellte gemeinsam mit dem deutschen Kulturberater Reinhard Deutsch ein "Positionspapier", das SP-Oberösterreich-Chef Landeshauptmann-Stellvertreter Erich Haider am Freitag der Öffentlichkeit präsentierte. Das neue Haus müsse so konzipiert sein, dass es unterschiedliche Formen von Kulturveranstaltungen ermögliche, vom Klassik-Open-Air über Rockkonzerte bis zu High-Tech-Events und großen TV-Produktionen, so das Positionspapier. Verbunden damit müsse aber auch eine "kundenorientierte Verkaufslandschaft" werden, von Shops über Buchhandlung und Bibliothek bis zu Videothek und "Entspannungs-Lounge". Aufgabe eines neuen Musiktheaters müsse es nicht zuletzt auch sein, eine "Ausbildungsstätte für Musiker, Sänger, Schauspieler, Regisseure, Architekten, Raumplaner, Computertechniker oder Lasergraphiker" zu werden. Als ein "internationales Vorbild" in diesem Zusammenhang wird in dem SP-Positionspapier das Centre Pompidou in Paris genannt. Das Positionspapier soll in den kommenden Wochen intensiv und auf breiter Basis diskutiert werden, "erst wenn feststeht, welche Anforderungen ein neues Theater erfüllen muss, das eine breite Zustimmung findet, kann die Standortfrage diskutiert werden", sagte Haider und fügte hinzu: "Standortgespräche sollten jedenfalls am Ort des bisherigen Landestheaters begonnen werden". Wenn ein neues Konzept für ein "Theater des 21. Jahrhunderts in Linz" (Haider) vorliege und eine ausführliche Diskussion darüber erfolgt sei, dann sei die SPÖ auch "offen für eine Volksabstimmung" darüber. Die Frage, wo in Linz ein neues Musiktheater errichtet werden soll, sorgt seit Jahren für Diskussionen. Geplant war ein "Theater im Berg", also teilweise unterirdisch unter dem Linzer Schloss. Bei einer von der FPÖ initiierten Volksbefragung sprach sich aber die Mehrheit gegen dieses Projekt aus. Seither gibt es verschiedenste Vorschläge - unter anderem für den Neubau auf dem Linzer Jahrmarktgelände oder auch für einen "Zubau" im Bereich des bestehenden Landestheaters -, eine definitive Standort-Entscheidung ist aber noch ausständig. "Bestürzt" "Bestürzt" zeigte sich der Kultursprecher der Grünen, der Landtagsabgeordnete Gunther Trübswasser, über Vorschläge der SPÖ für ein neues Musiktheater in Linz. Er kritisierte sie als "Mischung aus Realitätsferne und kulturpolitischem Kauderwelsch". Damit habe SPÖ-Chef Haider nur jenen einen guten Dienst erwiesen, die durch Luftschloss-Diskussionen versuchen würden, jede konkrete Realisierung eines neuen Theaters für Linz zu verhindern. Trübswasser fürchtete, dass die Kosten für die Verwirklichung der SPÖ-Vorschläge ein Vielfaches jener betragen würden, die in den vergangenen Jahren für ein Musiktheater im Gespräch waren und dass das Einzugsgebiet für derartige Mega-Projekte fehle. Darüber hinaus sei mit diesem Vorschlag der Diskussionsstand um ein neues Theater vor die Stunde Null zurückgeworfen worden. Ein realistischer Start eines Theaterprojekts vor 2003 erscheine damit ferner denn je. (APA)