Gaza - Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas hat sich zu zahlreichen Selbstmordattentaten in Israel bekannt. Die Israelis haben darauf mit gezielten Angriffen auf führende Hamas-Aktivisten reagiert. Die Hamas ist 1967 nach dem Sechs-Tage-Krieg als Ableger der ägyptischen Moslembruderschaft entstanden. Ursprünglich verfolgte die von Scheich Ahmed Yassin unter dem Namen Al Mudschama gegründete Organisation gemeinnützige Zwecke und wurde von Israel zunächst als Gegengewicht zur PLO Yassir Arafats unterstützt. Militant wurde die Hamas (Abkürzung für islamische Widerstandsbewegung) nach Beginn des ersten Palästinenseraufstandes (Intifada) Ende 1987, als sie sich den "Heiligen Krieg" gegen Israel auf die Fahnen schrieb. 1989 wurde die Organisation von Israel verboten. Einfluss und Macht von Hamas sind seit Beginn des neuen Palästinenseraufstandes am 28. September 2000 erheblich gestiegen. Geistiges Oberhaupt der Hamas ist auch heute noch Yassin. Weil er die Entführung israelischer Soldaten angeordnet hatte, wurde er von einem israelischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. 1998 kam er jedoch im Austausch für zwei israelische Agenten frei. Die Gruppierung lehnt das Existenzrecht eines jüdischen Staates im Nahen Osten ab - anders als der palästinensische Präsident Yasser Arafat und seine Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), die Israel anerkannt und seit 1993 mehrere vorläufige Friedensabkommen unterzeichnet haben. Immer wieder haben Hamas-Aktivisten den Friedensprozess mit Israel durch blutige Selbstmordanschläge zu verhindern versucht. Zum Amtsantritt des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon im März 2000 kündigte die Hamas zehn Anschläge zur "Begrüßung" an. Die Hamas hat in den besetzten Gebieten zahlreiche soziale Dienste gegründet, die ihr bei den Palästinensern viel Sympathie gebracht haben. Neben dem militärischen und politischen Arm der Organisation gibt es viele Gruppen, die sich um Ausbildung, Gesundheitsfürsorge und Arbeitsbeschaffung kümmern sowie Palästinenser mit Lebensmitteln versorgen. Auch Hinterbliebenen von Opfern im Kampf gegen Israel und Familien von inhaftierten Palästinensern werden unterstützt. Die Hamas, die aus Spenden der Mitglieder sowie aus Spenden islamischer Staaten wie Saudiarabien oder dem Iran finanziert wird, unterhält Kindergärten und steht maßgeblich hinter der islamischen Universität in Gaza mit 15.000 Studenten. An dieser Hochschule lehren auch führende Hamas-Mitglieder. Zur Hamas werden etwa 30 Prozent der 1,3 Millionen Menschen im Gaza-Streifen gezählt. (APA/dpa/AP)