Wien - Der Umbau des Hauptverbands derSozialversicherungsträger ist abgeschlossen. Letzter Baustein war dieBestellung der Geschäftsführung, die am Freitag erfolgte. OhneGegenstimme aber mit zwei Enthaltungen (dem Vernehmen nach aus derFSG-Arbeitnehmer-Kurie und vom Vertreter derIndustriellenvereinigung) ernannte der Verwaltungsrat das Trio mitSprecher Josef Kandlhofer, Josef Probst und Erich Nischelbitzer.Inhaltliche Aussagen, wie man das Drei-Milliarden-Defizit in derKrankenversicherung in den Griff bekommen will, blieben bei derPräsentation aus. Die Vorgaben für die Geschäftsführung formulierteHauptverbands-Präsident Herwig Frad. Notwendig sei die Schaffungeiner soliden Gebarung, eine kontinuierliche Verbesserung desLeistungsangebots, nur noch eine Anlaufstelle für die Versicherten(One-Stop-Shop) sowie Schluss mit dem partei-politischen Hickhack.Darüber, dass nach Monaten der Auseinandersetzung zwischenKoalitionsvertretern und Sozialdemokraten nun doch der Beschluss derGeschäftsführung ohne Gegenstimme über die Bühne ging, zeigte sichFrad denn auch "sehr erfreut". Sein Vize Martin Gleitsmannunterstrich, dass dies angesichts der Vorgeschichte "alles andere alsselbstverständlich" gewesen sei. Ehrgeiz Gehandelt werden soll jedenfalls rasch, um das Defizit in Griff zubekommen. Ein kurzfristiges Maßnahmen-Paket wird nach Angaben desbisherigen Bauernversicherung-Generaldirektors Kandlhofer bereits imersten Halbjahr 2002 vorliegen. Seine Ideen habe er zwar im Kopf,wolle sie zuerst aber intern und dann mit der Politik besprechen.Kandlhofers Zielvorgabe: "Ich habe den Ehrgeiz, dass am Ende meinervierjährigen Tätigkeit die Krankenversicherung auf gesunden Beinensteht". Beitragserhöhungen lehnte der Sprecher der Geschäftsführung abergleich einmal ab: "Ich habe andere Vorstellungen." Anders JosefProbst, der schon seit Jahren in der Generaldirektion tätig ist undbei seinem Credo bleibt: einnahmenseitige- und ausgabenseitigeMaßnahmen plus langfristig wirksame Lenkungseffekte. Trotzdem ist erüberzeugt, mit Kandlhofer "konstruktive Ergebnisse" zu erreichen.Leistungskürzungen schloss die neue Geschäftsführung nicht explizitaus: Dass diese ausbleiben, könne nur die Politik garantieren, meinteProbst. Kandlhofer versprach, dass nicht mit dem "Rasenmäher"vorgegangen werde. Auf eine Selbstbehalte-Diskussion wollte sich dieGeschäftsführung nicht einlassen. Ränkespiele Der Kür des neuen Spitzentrios waren wochenlange politischeRänkespiele voraus gegangen. Letztlich brachten alle imVerwaltungsrat vertretenen Parteien ihre Wunschkandidaten durch -wobei die Freiheitlichen im letzten Moment noch für eine Überraschungsorgten. Denn nicht die lange favorisierte Abgeordnete BeateHartinger kam zum Zug, sondern der altgediente stellvertretendeGeneraldirektor der Kärntner Gebietskrankenkasse, ErichNischelbitzer, der ursprünglich SPÖ und ÖGB entstammt und nun vonKärntens Landeshauptmann Jörg Haider (F) unterstützt wurde. Er wirdsich in der Geschäftsführung dem EDV-Bereich inklusive Chipkartewidmen. Was auch immer man von der neuen Struktur im Hauptverband haltenmag, klar ist, dass höhere Kosten entstehen. Um wie viel man dieAusgaben steigern musste, konnte Gleitsmann am Freitag nichtbeziffern. Aber selbst wenn man die Geschäftsführung bzw. die frühereGeneraldirektion heraus rechnet (hier fehlen die konkretenVergleichszahlen), ergibt sich laut Jahresvoranschlag für den Aufwandder Verwaltungskörper ein Plus von knapp 90.000 Euro (1,238 Mill. S). (APA)