Innsbruck - "Wir ermitteln seit drei Jahren", sagt der Chefinspektor der Zollfahndung Innsbruck, Hermann Fiegl. Anlass für die Ermittlungen seien "konkrete Hinweise" russischer Händler gewesen. "Laufend", so Fiegl zum Standard, sei Rind- und Schweinefleisch von "minderer Qualität" (vor allem Kopffleisch) mit gefälschten Zollpapieren nach Russland geliefert worden. Gefälscht wurden die Papiere von russischen Brokern in Wien und "in anderen Orten in Ostösterreich". Die Besitzer der österreichischen Schlachthöfe, so ein weiterer Verdacht, hätten von der Fälschung der Papiere gewusst.In einem Fall, beim EU- Schlachthof H. in St. Johann in Tirol, der vor zwei Jahren in Konkurs ging, sind die Ermittlungen abgeschlossen. An den früheren Geschäftsführer des Schlachthofs, Karl H., seien Abgaben-Nachforderungen und Pönalien in der Höhe von 64 Millionen Schilling (4,65 Millionen Euro) gestellt worden, so Fiegl. Die EU zahle für den Export nach Russland pro Kilogramm zwischen neun und 13 Schilling an Stützung. Pro Lastwagenladung also rund 200.000 Schilling (14.535 Euro). Der Anwalt von Karl H., Josef Hofer aus Wels, weist den Vorwurf der Mitwisserschaft bei der Fälschung der Zollpapiere zurück. Zudem sei das angebliche Finanzvergehen seines Mandanten (Abgaben- delikt) "ein Rechtsstreit". Bei der in gefrorenen Blöcken gelieferten Ware sei korrekt ein Anteil von 25 Prozent Kopffleisch deklariert worden. Das Finanzministerium habe für diese Ware ("Gefroren ohne Knochen", mit "75 Prozent vom gesamten Rind") einen Code (02023090909500) vergeben, der zur Subventionserstattung berechtige. Laut österreichischer EU-Zahlstelle in Salzburg sei aber eine Er- stattung nur bis zu maximal zehn Prozent Kopffleisch-Anteil zulässig, so Hofer. Der Zoll ist laut Chefinspektor Fiegl noch einem weiteren Vorwurf auf der Spur. Beim Rindfleischexport nach Russland sei ausschließlich die Lieferung von österreichischer Ware vereinbart worden. Eigens eingereiste russische Tierärzte hätten die Herkunft bei den Schlachthöfen stichprobenartig überpüft. Angeblich sei dennoch von den heimischen Schlachthöfen auch Fleisch aus anderen EU-Staaten für den Russlandexport zugekauft und geliefert worden. Erstattungsprämien von der EU konnten dafür dennoch kassiert werden. (DER STANDARD, Print, 22.12.2001)