China hat beim Staatsbesuch des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf seine Absicht bekundet, sich außer der Entsendung eigener Soldaten für die Friedenstruppe an allen anderen internationalen Bemühungen für Afghanistan zu beteiligen, die Übergangsregierung zu unterstützen und sich beim Wiederaufbau zu engagieren. Der chinesische Staatschef Jiang Zemin kündigte zur Amtsübernahme der afghanischen Übergangsregierung am heutigen Samstag eine humanitäre Soforthilfe von umgerechnet 55 Millionen Schilling (vier Mio. EURO) an. Chinesische Diplomaten begannen am Freitag in Kabul mit den Vorbereitungen, um ihre 1993 geschlossene Botschaft wieder zu eröffnen.

Peking inszenierte den am Donnerstag begonnenen viertägigen Staatsbesuch von Musharraf aus Anlass der 50-jährigen diplomatischen Beziehungen als diplomatisches Großereignis. Der Gast trifft mit allen Spitzenpolitikern und -militärs zusammen. Nach Ansicht westlicher Diplomaten nutzt China die Gelegenheit, um sich im Schulterschluss mit Pakistan in den Wiederaufbau Afghanistans einzuschalten. Als eines der fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verlangt Peking, dass die Vereinten Nationen dabei eine wichtige Rolle spielen. Damit will China zu großer Einflussname der USA auf die zentralasiatische Region entgegenwirken, die es als seinen "strategischen Hinterhof" versteht.

Auch Musharraf sucht nach seiner starken Anlehnung an die USA und der eskalierenden Auseinandersetzung mit Indien nach einem Gegengewicht. Er nannte "enge Beziehungen zu China" einen "Eckstein" seiner Außen- und Sicherheitspolitik. Jiang Zemin machte aber deutlich, dass sein Land im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan keine Vermittlerrolle übernehmen könnte. Er appellierte an beide Atommächte, Zurückhaltung zu üben. (derstandard,print-ausgabe,22.12.2001)