Personen:
Alfons; Elisabeth
(2001. Nacht. Salzkammergut. Seeufer.
Alfons taucht aus dem Wasser, nach Luft ringend. Er hält in seinen Armen die ganz in Weiß gekleidete, wie tot wirkende Elisabeth, trägt sie ans Ufer, bettet sie ins Gras, setzt sich neben sie, tätschelt ihre Wange.)

ALFONS: Elisabeth! Elisabeth!
ELISABETH (kommt zu sich): Alfons?
ALFONS: Ja.
ELISABETH (richtet sich auf, sieht sich ängstlich um): Bin ich denn noch?
ALFONS: Ja. Wir haben Glück gehabt.
ELISABETH: Glück?
ALFONS: In einen See gehen! Hirnrissig! So was kann die Existenz kosten.
ELISABETH: Das wollt' ich ja.
ALFONS (zornig): Du! Immer nur du, du! An mich denkst du überhaupt nicht! Glaubst du, man kann einfach so in einen See gehen? Gehört ja nicht dir! Und wem hätt' man die Besitzstörungsklage angehängt? Wenn man mich erwischt hätt' beim Retten? Mir.
ELISABETH (sinkt nach hinten): Ich wollt' einfach nimmer . . . Seit du mir gesagt hast, ich soll mich verkaufen . . .
ALFONS: Verkaufen! Wer redet von verkaufen? Privatisieren hättest du dich sollen! Du hättest dich ja gleich wieder zurückleasen können. Einen Batzen Geld hätten wir gekriegt. Alle Schulden wären wir losgewesen. Eine herrliche Zukunft wär' vor uns gelegen.
ELISABETH: Ich glaub' dir nicht.
ALFONS (wendet sich ab): Dann halt nicht. Aber nur weil eine nix von der Ökonomie versteht, muss sie nicht gleich ins Wasser gehen. Schon gar nicht in einen See.
ELISABETH (schlägt mit der Hand in die Luft, als würde sie Fliegen abwehren): Na! Da fliegen lauter so schwarze Würmer herum.
ALFONS (blickt aufs Wasser): Ja. Schön, nicht? Blaue auch.
ELISABETH (stirbt)
ALFONS: Und da! Ein roter! Siehst ihn? Und ein grüner!
ELISABETH (stirbt)
ALFONS: Wunderschön!
ELISABETH (stirbt)
ALFONS: Du musst mir vertrauen, Elisabeth. Wenn wir dich privatisieren . . . Alles wird gut werden . . . Vielleicht können wir eines Tages sogar ein Stück See - . . .
ELISABETH (stirbt)
(Vorhang)

(DER STANDARD, Print, Sa./So., 22.12.2001)