St. Moritz – Die Super G-Bewerbe in St. Moritz sind anscheinend ein Garant für Ungewöhnliches. Am Samstag war das Rennen auf der WM-Piste 2003 ein ganz besonderer Fall – Kursumsetzungen, wechselnde Sichtbedingungen und zahlreiche Ausfälle sorgten für ein überraschendes Ergebnis. Die Sonne scheint aber hier immer für Karen Putzer: Die Südtirolerin feierte zwei Jahre nach ihrem Premierensieg in St. Moritz an gleicher Stelle ihren zweiten Weltcupsieg, wieder im Super G. Stefanie Schuster teilte sich den dritten Platz mit Kirsten Clark, Michaela Dorfmeister geht trotz Ausfalls mit der Weltcup-Führung in die Weihnachtspause.

"Eine Frechheit"

Noch kurz vor dem Start herrschte aber Aufregung. Der Kurs, musste über Nacht umgesteckt werden, kurz vor dem Start wurde auch noch das vorletzte Tor versetzt. Doch kamen zunächst nur wenige Läuferinnen so weit. Von den ersten sieben erreichten nur zwei das Ziel, Dorfmeister schied ebenso aus wie Tanja Schneider. Während die Weltcup-Führende Opfer der Sichtverhältnisse wurde, klappte bei Schneider der "Funkverkehr" nicht so richtig. "Es wurde ein Tor umgesetzt, ich war mir aber nicht sicher, welches. Ich bin dann zu direkt gefahren, eigentlich eine Frechheit, dass man im Super G so was nach der Besichtigung macht", meinte Schneider.

Für Putzer schien die Sonne

Bei Putzer klarte dann aber der Himmel auf, wie 1999 profitierte sie von den geänderten Verhältnissen. "Man kann schon sagen, dass ich diesen Berg liebe", lachte die Südtirolerin danach. Daniela Ceccarelli machte als Zweite den Doppelsieg perfekt.

"Eine Erlösung"

Lachen durfte aber auch Stefanie Schuster. Nach fast zwei Jahren fuhr die Vorarlbergerin wieder auf das Podest und belegte zum dritten Mal in ihrer Karriere den dritten Rang. "Eine Erlösung. Denn obwohl ich im Training gut drauf war, habe ich in letzter Zeit schon einige Ohrfeigen bekommen", atmete die 32-Jährige tief durch. Dabei half Schuster auch ihr Servicemann Roland Eder. Vor dem Start wechselte sie auf die Ski ihrer Markenkollegin Michaela Dorfmeister. "Er hat gesagt: Riskieren wir's, dann haben wir nur noch probiert, ob die Bindung passt", erzählt Schuster, die dann mit vollem Risiko ins Rennen ging.

Götschl haderte mit dem Schicksal

Im ÖSV-Lager war aber nur Schuster mit dem Rennen wirklich glücklich. "Langsam geht mir das schon auf den Geist mit der wechselnden Sicht", ärgerte sich etwa Renate Götschl, "im Moment bin ich wirklich nicht vom Glück verfolgt." Und auch die ausgeschiedene Michaela Dorfmeister meinte nur: "Es ist halt schwer, wenn man die Schläge nicht sieht. Ich wollte es heute besser machen als in der Abfahrt, das ist leider nicht gelungen. Natürlich ist man da angefressen, aber ich werde dieses Rennen schnell abhaken."

"Eine Vergewaltigung des Berges"

Ein Opfer der schlechten Sicht bzw. der veränderten Kurssetzung war auch Isolde Kostner, deren Cheftrainer das "Chaos" erst ausgelöst hatte. Seine erste Kurssetzung war, wie Brigitte Obermoser es ausdrückte, "eine Vergewaltigung des Berges". So machte sich eine "Arbeitsgemeinschaft der FIS" an die Arbeit einen neuen Kurs zu stecken – bis auf das vorletzte Tor, das Kostner und auch beinahe Obermoser zum Verhängnis wurde. "Man hat uns gesagt, wir sollen direkt fahren, das habe ich getan. Aber so direkt war es dann gar nicht", meinte die Salzburgerin lakonisch. Und auch die beste Österreichern des Vortages, Selina Heregger, erwischte diesmal (bei schlechter Sicht) keinen guten Lauf und wurde 17. Positiv überraschte dafür Eveline Rohregger als 15. (APA)