Berlin/Den Haag - Der Deutsche Bundestag hat am Samstag erwartungsgemäß mit breiter Mehrheit dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Rahmen der UNO-Schutztruppe zugestimmt. Für die auf sechs Monate befristete Entsendung der bis zu 1.200 deutschen Soldaten stimmten 538 der 581 anwesenden Abgeordneten, 35 stimmten dagegen, acht enthielten sich. Die Schutztruppe soll die Sicherheit in der afghanischen Hauptstadt Kabul und ihrer Umgebung gewährleisten und die am Samstag vereidigte Übergangsregierung schützen. Die Führung der Schutztruppe liegt in den ersten drei Monaten bei Großbritannien. Die ersten deutschen Soldaten, die zusammen mit Dänemark und den Niederlanden ein insgesamt 1.450 Mann starkes Kontingent bilden, werden nach Anhaben von Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) wahrscheinlich erst nach Weihnachten nach Afghanistan verlegt. Insgesamt soll die UNO-Truppe rund 5000 Mann stark sein. Einsatz Voraussetzung für Neubeginn Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer hatten das Parlament zur Zustimmung aufgerufen. Der Einsatz von UNO-Soldaten in dem Land sei Voraussetzung dafür, dass Afghanistan die Chance für einen demokratischen und friedlichen Neuanfang nutzen könne, betonten sie. Führende Politiker der CDU und der FPD sprachen sich ebenfalls für eine deutsche Beteiligung am UNO-Einsatz aus, forderten aber, dass die Bundeswehr besser finanziell und materiell besser ausgestattet wird. Nur die PDS sprach sich gegen den Einsatz aus. Unmittelbar vor Deutschland stimmte auch das niederländische Parlament der Entsendung von Soldaten für die UNO-Schutztruppe zu. 200 niederländische Soldaten sollen als Teil der deutschen Afghanistan-Einheit in das Land entsendet werden. Lediglich die aus fünf Abgeordneten bestehende Fraktion der oppositionellen Sozialistischen Partei (SP) lehnte den Truppeneinsatz ab. Grüne ohne Gegenstimme Die Grünen-Bundestagsfraktion ist die einzige, aus der es keine Gegenstimme zum Afghanistan-Einsatz gab. Dies geht aus dem Ergebnis der namentlichen Abstimmung vom Samstag hervor, das die Bundestagspressestelle anschließend bekannt gab. Jeweils eine Gegenstimme gab es demnach bei SPD (Gudrun Roos) und FDP (Jürgen Koppelin), bei der CDU/CSU votierten sogar zwei Abgeordnete mit Nein (Wolf Bauer und Wolfgang Börnsen). Die restlichen 31 der insgesamt 35 Gegenstimmen kamen von der PDS und der aus der SPD-Fraktion ausgetretenen Abgeordneten Christa Lörcher (fraktionslos).(APA/Reuters/dpa/AP)