Seit Hewlett-Packard und Compaq die Absicht zur Fusion überraschend am 3. September 2001 bekannt gaben, Skepsis der Börsen in Form fallender Kurse und Widerstand seitens der Gründerfamilien Packard und Hewlett erfuhren, werden fast täglich neue Akte des Hightech-Dramoletts in Form von Interviews, Anwaltsbriefen und E-Mails von Mitarbeitern an Zeitungen gegeben.Die Hauptprotagonisten Aktionär und Aufsichtsratmitglied Walter Hewlett, vor allem aber Sohn von Firmenmitgründer Bill. In seinem Lager steht auch die Packard-Familie; zusammen verfügen sie über rund 18 Prozent der Aktien. Seine Gegenspielerin: Carly Fiorina, HP-Chefin und Fusions-Architektin, unterstützt vom Chor des Top-Managements beider Firmen. Was zuletzt geschah Nach heftigen Anwürfen von Walter Hewlett und anderen Familienmitgliedern, den Geist der Gründer zu verraten, kämpft das Management von HP seit Mittwoch mit Anzeigen in 52 Zeitungen darum, die anderen Aktionäre von ihrer Strategie zu überzeugen. Ein Bild zeigt das erste HP-Produkt, den Audio-Oszillator 200A; der Titel dazu: "Was wäre, wenn wir hier stehen geblieben wären?" Im Text wird erläutert, "Selbst heute meinen manche, wir sollten uns mit Druckern zufrieden geben. Aber die Ambitionen von HP waren immer viel größer." Der Bund fürs Leben Gegenüber der Börsenaufsicht aktualisierten Fiorina und Compaq-Chef Michael Capellas gleichzeitig die rosigen Aussichten, die der Bund fürs Leben den Aktionären verspricht: HPs Margen, derzeit minus 3,2 Prozent, würden in der geeinten Firma bei rund zehn Prozent liegen. Die neue Firma würde beim Consulting ebenso wie im Geschäfts-PC-Bereich gestärkt werden, die Gewinnaussichten kräftig steigen. "Entscheidung wird knapp werden" Die Entscheidung, sagen Analysten voraus, wird sehr knapp werden. Letztlich könnten "Wechselwähler", also individuelle Anleger, den Ausschlag geben. Zwei Drittel der Aktien sind im Besitz von Familie und Institutionen, wobei sich Gegner und Befürworter die Waage halten dürften. Ein Drittel ist in Streubesitz, darunter zwei Prozent in den Händen der Belegschaft, die mehrheitlich für die Fusion zu sein scheint. Erst Ende Februar soll es zur Abstimmung kommen: Für weitere Serienteile ist also gesorgt. (spu/Der Standard/ Printausgabe vom 22./23. 12.2001)