Wien - Die vorweihnachtliche Werbeoffensive von Tele.ring, Österreichs viertem Mobilfunker, dürfte wirken: Das Weihnachtsgeschäft mit den Freiminuten boomt, und der "Handyzwerg" dürfte nahe an die 300.000-Kunden-Grenze kommen. "Wir liegen voll im Plan und wollen im zweiten Quartal die Fünfprozenthürde nehmen", sagt Tele.ring-Geschäftsführer Hubertus Hofkirchner im STANDARD-Gespräch.

Ein Jahr später will der frühere Investmentbanker (CA IB) bereits einen positiven Cashflow vorweisen. Geld in die Kassen bringen soll auch eine Wiederbelebung des Festnetzgeschäfts, das bei Tele.ring-Vorbesitzer Vodafone eine mehr als untergeordnete Rolle gespielt hatte. Hofkirchner will das nach Eigenangaben zweitgrößte Festnetz Österreichs, das "deutlich positive" Deckungsbeiträge erwirtschaftet, aus dem Dornröschenschlaf wecken und im Frühjahr eine Privatkundenoffensive starten.

Zur Erinnerung: Das - noch unter Tele.ring-Gründungseigentümer Mannesmann - unter der Marke 1012privat (Einwahlnummer 1012) gestartete Tele.ring-Festnetz hat rund 200.000 Kunden und gehörte einst zu den beliebtesten Telekom-Austria-Konkurrenten.

Auch im Internet wird dem Vernehmen nach mit Vollgas an einer neuen Strategie gearbeitet. Details will Hofkirchner nicht verraten, in der Branche rechnet man mit einem Paket mit Hochgeschwindigkeitsinternet.

Spielt der Markt mit und geht die Strategie auf, sollen mittelfristig unterm Strich 700.000 Handykunden stehen, was einem Marktanteil von zehn Prozent entsprechen würde. Technisch sei man dafür gerüstet: Die Netzabdeckung betrage derzeit 98 Prozent, und in der Wiener U-Bahn sind die Tele.ringer fast durchgängig erreichbar.

Sein selbst gestecktes Ziel, binnen 18 Monaten die Gewinnschwelle (auf Ebit-Basis) zu erreichen, sei keine Vorgabe des Eigentümers Western Wireless International (WWI), sondern ein rein rechnerisches Kalkül: "Nach den 18 Monaten werden wir die Möglichkeit haben, die neue Handytechnologie UMTS aus eigener Kraft zu finanzieren", rechnet Hofkirchner vor. Bis dahin ist Tele.ring durch die UMTS-Lizenzkosten nicht belastet, denn die UMTS-Funkkonzession ist noch in der seinerzeit gegründeten Mannesmann 3G geparkt, und Tele.ring hat bis Ende 2002 eine Option darauf.

"Matadores" bleiben

Bitte warten heißt es in Sachen UMTS auch beim Handyneuling Telefónica Moviles, der in Österreich unter dem Namen 3G Mobile an Businessplänen für die neue Handygeneration tüftelt. Von einem Abzug der "Matadores" zu Jahresende, wie in der Branche kolportiert wird, könne keine Rede sein, betonte 3G-Chef Kurt Lüscher. Man halte am Ziel fest, im nächsten Jahr zu starten fest. Ob dies in Service-Partnerschaft für GSM-Dienste mit einem etablierten Handyfunker erfolge, sei noch ungewiss. Auch diese Entscheidung soll Anfang 2002 fallen.

Neue Nahrung bekamen derartige Spekulationen durch die technischen Probleme bei der deutschen Telefónica-Schwester Quam. Diese hatte mit ihrer Service-Providing-Partnerschaft mit D2 (Vodafone) einen schlechten Start, die Kunden waren tagelang nicht erreichbar. Quam hatte daraufhin den Verkauf gestoppt. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 24.125.2001)