Linz - Die heftigen Reaktionen Jörg Haiders auf das Ortstafel-Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs haben der FPÖ "zumindest nicht genutzt, weil die Leute lieber Weihnachtsfrieden wollen", meint der Meinungsforscher David Pfarrhofer vom Linzer market -Institut. Nachdem die Freiheitlichen in der wöchentlichen Umfrage viermal vor der ÖVP gelegen waren, sind sie in der Vorwoche um zwei Prozentpunkte zurückgefallen und liegen mit 23 Prozent hinter der ÖVP (26 Prozent).

Auch bei Berücksichtigung aller statistischen und politischen Unwägbarkeiten lässt sich daher ein recht deutliches Bild der Entwicklung in den letzten Monaten zeichnen: Die SPÖ ist klar die stärkste Partei - sie hat das Jahr 2001 mit hochgerechneten 32 Prozent etwas schwächer begonnen als das Nationalratswahlergebnis (33,2 Prozent) und im Verlauf des Jahres tendenziell zugelegt - seit zwei Monaten hat die SPÖ in der Sonntagsfrage mehr als 35 Prozent, die jüngsten Messungen weisen 37 Prozent aus, also plus fünf Prozentpunkte gegenüber dem Jahresbeginn.

Die ÖVP hat sich zwar zuletzt leicht erholt, mit hochgerechnet 26 Prozent liegt sie aber unter dem Wahlergebnis (26,9 Prozent) und auch unter dem Wert vom Jahresbeginn, als die market-Umfragen die Kanzlerpartei bei 30 Prozent sahen.

Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit einer in der Vorwoche veröffentlichten OGM-Umfrage, die allerdings für die FPÖ einen positiven Trend ausweist, weil OGM die FPÖ zu Jahresbeginn nicht so hoch bewertet hatte wie market. Die STANDARD-Grafik oben zeigt für die FPÖ einen wechselnden Verlauf, aber keine eindeutige Tendenz: 22 Prozent im Jänner stehen 23 Prozent Ende Dezember gegenüber. Leicht bergab ging es für die Grünen, von hochgerechneten 14 auf hochgerechnete elf Prozent.

Kärntner Proteste

In Kärnten hat sich unterdessen eine "Kärntner Plattform" als Vereinigung der im Lande tätigen Heimatverbände (vom Kameradschaftsbund bis zum Heimatdienst) gegründet - als Aushängeschild fungiert der ehemalige Chefredakteur der Kärnten-Ausgabe der Kleinen Zeitung, Heinz Stritzl. Stritzl hat am Sonntag gefordert, dass Kärnten "nicht zum Exerzierfeld unangemessener Forderungen" werden dürfe. Die eigene Forderung ist eine geheime Minderheitenfeststellung.

Auch die Kärntner SPÖ macht gegen die Ortstafel-Politik auf Bundesebene mobil: In einem Schreiben an den Bundesparteivorsitzenden Alfred Gusenbauer wird kritisiert, dass die Bundes-SPÖ die Landespartei übergehe. (cs - DER STANDARD, Print, 24.12.2001)