100. Geburtstag einer Diva - Neuerscheinungen über die Dietrich "Blauer Engel aus Berlin" Berlin (APA/dpa) - Eigentlich sollte niemand etwas über ihr Leben erfahren. Marlene Dietrich, die am 27. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, hasste Biografen, in Interviews gab sie nur einsilbige Antworten. Bis in ihren Nachlass hinein habe die Schauspielerin die Erforschung ihres Lebens verweigert, schreibt Werner Sudendorf, Leiter der Sammlungen des Filmmuseums Berlin/Deutsche Kinemathek, in seinem Buch "Marlene Dietrich" (dtv München, 192 Seiten, 17,50 DM/9 Euro, ISBN 3-423-31053-7). Kostüme seien missverständlich beschriftet, in Briefen die Namen von Dietrichs Freunden mit Pseudonymen verschlüsselt. Sudendorf, der sich um die wissenschaftliche Aufarbeitung des Nachlasses von Marlene Dietrich kümmert, ist dennoch ein Blick ins Innenleben der Legende gelungen. Ihre Filme, ihre Familie, ihre vielen Liebhaber, ihre politischen Ansichten, ihre Aufsehen erregenden Kostüme - detailreich und unterhaltsam schildert der Band das Leben der Diva. Ein prächtiger Bildband ist parallel zur Marlene-Dietrich- Ausstellung "Forever Young" (bis 17. Februar) im Berliner Filmmuseum erschienen. Das üppig ausgestattete Buch von Jean-Jacques Naudet und Dietrichs Enkel Peter Riva trägt ebenfalls den schlichten Titel "Marlene Dietrich" (Nicolai Verlag Berlin, 302 Seiten, 78,04 Mark/39,90 Euro, ISBN 3-87584-111-5). Viele Kommentare zu den prächtigen, teils erstmals veröffentlichten Fotos schrieb Dietrich- Tochter Maria Riva. Abgebildet sind neben privaten Szenen, Porträts und Aufnahmen von Dreharbeiten auch zahlreiche Stücke aus der Garderobe des Stars sowie Alltagsgegenstände wie ihr Telefon, ihr Adressbuch oder ihre Schreibmaschine. Unter dem Titel "Blauer Engel aus Berlin" (Bebra Verlag Berlin, 158 Seiten, 39,90 DM/19,90 Euro, ISBN 3-89809-032-9) geht die Autorin Ulrike Wiebrecht den Wurzeln und Spuren von Marlene Dietrich in ihrer Heimatstadt Berlin nach. Nachgezeichnet wird ihr Weg von der Schöneberger Offizierstochter über die Geburt des Mythos Marlene in Hollywood bis zur späten Heimkehr nach ihrem Tod. Dokumentiert wird vor allem die wechselhafte Beziehung der Deutschen zu dem Star. "Das war Hassliebe. Die liebten mich, und die hassten mich", beschrieb die Schauspielerin das Verhältnis einmal. Als Marlene Dietrich 1960 für einige Auftritte nach Deutschland kam, wurde sie als "Vaterlandsverräterin" beschimpft, die an der Seite der Amerikaner gegen ihr eigenes Vaterland gekämpft habe. Auch mit ihrem Wunsch, in Berlin beerdigt zu werden, waren die Deutschen offenbar noch nicht endgültig versöhnt, wie die Autorin schreibt. Erst 1997 wurde ein zentraler Platz im neuen Potsdamer-Platz-Viertel nach dem Star benannt. Das Land Berlin kaufte ihren Nachlass an. Und auf Marlene Dietrichs Grab auf dem kleinen Friedenauer Friedhof stehen mittlerweile stets frische Blumen.