Neu Delhi/Jammu - Nach neuen Gefechten an der indisch-pakistanischen Grenze in der Kaschmir-Region hat Indien seine Truppenpräsenz massiv verstärkt. Im Grenzbereich seien Panzer, Kampfflugzeuge und Krieggschiffe stationiert worden, berichtete die indische Presse am Dienstag. Das Verteidigungsministerium sprach von einer "Vorsichtsmaßnahme". Ein Sprecher warf Pakistan erneut vor, den Konflikt zu provozieren. Zudem versetzte Neu Delhi laut der Zeitung "Statesman" seine Kriegsschiffe im Golf von Bengalen in Alarmbereitschaft. Damit sollten die indischen Atomanlagen an der Westküste vor einem möglichen Angriff geschützt werden.Lage "hochexplosiv" Die neuen, nächtlichen Schusswechsel hätten die ganze Nacht über angehalten, sagte ein indischer Vertreter. Indischen Angaben zufolge wurden zwei indische Soldaten getötet. Hunderte von Zivilisten hätten damit begonnen, die Region zu verlassen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ein Sprecher der pakistanischen Armee bezeichnete die Lage als "hochexplosiv". Weitere Zusammenstöße an der Grenze könnten einen unkontrollierbaren Gewaltausbruch auslösen. Beide Länder besitzen Atomwaffen und haben in den vergangenen Jahrzehnten zwei Kriege wegen Kaschmir geführt. Beide Seiten setzten bei den Gefechten Granatwerfer und Maschingengewehre ein. Die Gefechte hielten in zwei Grenzregionen Kaschmirs an, sagte der indische Vertreter. Die pakistanische Armee habe zwei indische Grenzposten im Norden des Gebietes Jammu zerstört, sagte die Polizei. Zwei Menschen seien verletzt worden, darunter eine Frau. Bei den seit einer Woche immer wieder ausbrechenden Schießereien wurden indischen Angaben zufolge zuvor bereits drei indische Grenzwächter getötet und etwa ein halbes Dutzend Menschen verletzt. Auf pakistanischer Seite starben offiziellen Angaben zufolge zwei Zivilisten, vier Menschen seien verletzt worden. Bunker zerstört Indische Truppen zerstörten Angaben aus Militärkreisen zufolge etwa ein Dutzend pakistanische Bunker. Acht bis zehn Bunker seien jenseits der Demarkationslinie zerstört worden, sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums. Zwei weitere Bunker seien bei Gefechten in einer nahe gelegenen Region zerstört worden. Nach einem Attentat auf das indische Parlament mit 14 Toten Mitte Dezember haben beide Länder ihre Truppen in Kaschmir verstärkt. Indien macht zwei Gruppen für den Anschlag verantwortlich, die für eine Unabhängigkeit Kaschmirs von Indien kämpfen und nach indischen Angaben von Pakistan unterstützt werden. Pakistan weist dies zurück und hat auf Druck der USA die Konten zweier Organisationen gesperrt, darunter die Guthaben der Lashkar-e-Taiba, deren Verbot Indien fordert. Ein Lashkar-Anführer sagte, die Gruppe werde ihren militärischen Flügel in den indischen Teil Kaschmirs verlegen. Eine Beteiligung an dem Anschlag auf das indische Parlament wies er zurück. Diplomaten ausgewiesen Indien wies unterdessen einen pakistanischen Diplomaten aus und warf ihm einem Regierungssprecher zufolge vor, seine Kompetenzen überschritten zu haben. Aus Kreisen des indischen Grenzschutzes BSF verlautete, auch die Sicherheitsvorkehrungen an der indischen Ostgrenze zu Bangladesh seien verstärkt worden. Damit solle ein Einsickern militanter Extremisten aus Pakistan verhindert werden, hieß es. Beide Seiten erheben Anspruch auf Kaschmir, das durch eine 742 Kilometer lange Demarkationslinie geteilt ist. Ein kleiner Teil Kaschmirs steht unter chinesischer Verwaltung.(APA/Reuters)