Washington/Buenos Aires - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat mit Argentinien Gespräche über die schwere Finanzkrise des südamerikanischen Staates aufgenommen. Interimspräsident Adolfo Rodriguez Saa telephonierte am Donnerstag mit der stellvertretenden IWF-Chefin Anne Krueger, teilte IWF-Sprecher David Hawley am Freitag in Washington mit. "Sie hatten eine fruchtbares Gespräch, das sie nächste Woche fortsetzen wollen", fügte er hinzu. Rodriguez Saa hatte am Donnerstag Besuche von IWF-Mitarbeitern in Argentinien oder argentinischen Unterhändlern in Washington für Jänner angekündigt. Rodriguez Saa, der bis zu Neuwahlen im März Präsident ist, sagte, er habe den IWF um Geduld und Verständnis gebeten. "Nach der Aussetzung unserer Zahlung von Auslandsschulden haben wir den notwendigen Dialog begonnen, so dass dies nicht den Bruch mit dem Rest der Welt bedeutet." Nach dem Zusammenbruch der Regierung unter dem früheren Präsidenten Fernando de la Rua und der Übernahme der Präsidentschaft am vergangenen Sonntag hatte Rodriguez Saa alle Zahlungen für Argentiniens Auslandsschuld eingestellt. Neben dem IWF boten mittlerweile auch die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IADB) ihre Gesprächsbereitschaft an. IADB-Präsident Enrique Iglesias sagte am Rande eines Treffens mit Rodriguez Saa in Buenos Aires: "Wir sind seit 42 Jahren mit diesem Land verbunden und wir wollen weiterhin ein guter Freund für Argentinien sein, und mit ihm zusammenarbeiten." Die Argentinien-Verantwortliche der Weltbank Myrna Alexander sagte, Weltbankmitarbeiter hätten in Buenos Aires erste Gespräche mit den Wirtschaftsfachleuten der neuen Regierung aufgenommen. Es gebe auf beiden Seiten, den Willen zur Zusammenarbeit. US-Präsident George W. Bush bot der argentinischen Regierung ebenfalls Hilfe bei der Umsetzung ihrer Wirtschaftspläne an. Er betonte, dass geordnete Finanzen die Hauptrolle spielten. "Der Schlüssel für Argentinien ist, dass es seine Finanzen in Ordnung bekommt, dass es seine Geldpolitik in Ordnung bekommt und einen Plan erstellt." Dazu wollten die USA ihre Hilfe anbieten. "Was wir der argentinischen Regierung - wie auch unseren Freunden in der Region - angeboten haben, ist unsere Bereitschaft, ihnen bei der Erstellung eines Plan zu helfen, falls sie uns nach technischem Rat fragen", sagte Bush. Die neue argentinische Regierung will ihren Haushaltsentwurf 2002 am Sonntag oder am Montag dem Kongress für Beratung vorlegen, wie Arbeitsminister Oraldo Britos nach einem Treffen mit Rodriguez Saa sagte. Argentinien kämpft mit einem Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar (150 Mrd. Euro/2.059 Mrd. S). Die Arbeitslosenquote ist in vier Jahren Rezession auf 18,3 Prozent gestiegen. Über die von der argentinischen Übergangsregierung ins Spiel gebrachte dritte Währung Argentino - neben dem Dollar und dem dollar-gebundenen Peso - gibt es bisher keine Angaben, bis zu welcher Gesamtsumme diese Währung ausgegeben werden soll. Wirtschaftsberater Norberto Sosa sagte, es werde zurzeit über die Regelungen für die Ausgabe der neuen Banknoten beraten: "Diese Regelungen sind es, die bestimmen, wie viel dieses neuen Geldes man sehen wird." Schätzungen in Höhe von 15 Milliarden bis 20 Milliarden Argentinos bezeichnete Sosa aber als unverantwortlich. An der argentinischen Aktienbörse sind die Kurse am Freitag bei Sorgen der Anleger über die geplante Einführung einer neuen Währung um fast acht Prozent gesunken. Am ersten Handelstag nach dem Rücktritt von Fernando de la Rua als Präsident in der vergangenen Woche fiel der Merval-Index der Standardwerte bei starken Umsätzen um 7,8 Prozent. "Die Kurse fielen wegen Bedenken über die neue Währung", sagte ein Analyst. (APA/Reuters)