Wien - Sie gilt als Klassiker des nordischen Sports und eine Unzahl an Dramen, Kuriositäten und Erinnerungen werden mit ihr verbunden. Zum bereits 50. Mal geht ab 29. Dezember die internationale Vierschanzen-Tournee in Szene. Nach der späten FIS-Zusage für die neue Bergisel-Anlage ist gesichert, dass die vier Bewerbe wie auch schon seinerzeit mit dem legendären ersten Gesamt-Sieger Bubi Bradl wieder in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen stattfinden."Bittere und schöne Erinnerungen" Einer, der mit der Tournee seit nahezu vier Jahrzehnten eng verbunden ist, - als Sportler ebenso wie als Trainer bzw. Funktionär -, reist mit einer Ladung voller Erinnerungen zur Jubiläums-Tournee: ÖSV-Cheftrainer Toni Innauer. "Ich bin dermaßen befangen, wenn man von der Vierschanzen-Tournee redet, weil ich nicht weiß, wo anfangen. Ich habe ja selbst schon fast 40 mit gemacht", meinte er lachend. "Ich erinnere mich noch gut an das 25-Jahr-Jubiläum. Es gibt für mich viele, vor allem bittere Erinnerungen an die Tournee - und natürlich auch sehr viele schöne." Innauer dachte: "Luis Trenker ist die ärmste Sau" Der mittlerweile 43-jährige Vorarlberger, dem ein Tournee-Gesamtsieg noch heute schmerzlich in seiner persönlichen Erfolgsbilanz fehlt, blickt mit einer gehörigen Portion Selbstironie zurück. "Wenn ich so realisiere, wie lange ich schon dabei bin, dann fällt mir ein, wie ich vor 20 Jahren, wenn ich den Luis Trenker im Fernsehen gesehen hab', gedacht hab': Der Luis Trenker ist die ärmste Sau, der muss immer noch seine alten Gstanzeln erzählen - und mittlerweile bin ich in der gleichen Situation. Es ist erbärmlich." Zu jung zum Springen Der Stellenwert der Tournee ist für Innauer aber ein ganz besonderer. "Da haben wir als Kleinkinder schon im Schwarz-Weiß-Fernsehen zugeschaut. Dann mussten wir uns erst einmal qualifizieren, bis wir dann endlich einmal dabei waren. Bei mir war's so, dass ich das erste Mal in Oberstdorf nicht springen hab dürfen, weil ich vom Arzt als noch zu jung empfunden wurde." Tournee bestimmte Innauers Leben Innauer spricht diesem nachweihnachtlichen Großevent sogar eine bestimmende Rolle in seinem Leben zu. "Ich hab' schon so viel erlebt bei dieser komischen Veranstaltung, dass ich schon gar nicht mehr weiß, was ist das eigentlich! Sie hat mein Leben bestimmt, weil ich noch nie seit ich denken und feiern kann, einen normalen Silvester gehabt hab'. Weil ich entweder in Garmisch mit der Mannschaft war oder ins Bett habe gehen müssen, oder Sportdirektor gewesen bin und Ansprachen habe halten müssen. Die Tournee hat im Grunde genommen, man kann nicht sagen mein Leben versaut, aber mein Leben erschwert, aber auch viele schöne Stunden beschert." Dass er dieses Kräftemessen nie gewonnen hat, wurmt Innauer noch heute. "Ich hab' die Tournee fast nie fertig gemacht, deshalb auch nie gewonnen." Wegen großer Materialprobleme ist er, so gibt er heute zu, sogar ein Mal frühzeitig mit vorgetäuschter Krankheit aus Oberstdorf abgereist. Drei Siege und doch nur Vierter Bitter ist der Rückblick auf den Bewerb 1975/76: Damals gewann Innauer in Oberstdorf, Garmisch und Bischofshofen - Gesamtsieger wurde damals aber der nur in Innsbruck siegreiche Jochen Danneberg: "Da bin ich nur Gesamt-Vierter geworden und das spricht ja voll gegen das Reglement der Tournee, weil das dürfte normalerweise nicht passieren." Als Betreuer hatte er mehr Glück. "Als Sportdirektor war ich in dritter Instanz am Sieg des Andi Widhölzl und des Andi Goldberger mitbeteiligt", tröstet sich Innauer. (APA) Programm zur 50. Vierschanzentournee: OBERSTDORF: 29.12. (12:00/13:45): Training/Qualifikation 30.12. (13:45): Bewerb (Schanzenrekord: 125 m Brenden 1996) GARMISCH-PARTENKIRCHEN: 31.12.2000 (12:00/13:45): Training/Qualifikation 1.1.2001 (13:45): Bewerb (Schmitt: 123/1999) INNSBRUCK: 2.1. Reise- und Ruhetag 3.1. (12:00/13:45): Training/Qualifikation 4.1. (13:45): Bewerb (Thoma: 120/1997) BISCHOFSHOFEN: 5.1. (12:00/13:45): Training/Qualifikation 6.1. (13:45): Bewerb (Hannawald: 137/1999)