Argentinien
Neue Währung für Argentinien
Handel hebt aus Angst vor Abwertung Preise an - Bankeinlagen bleiben unangetastet
Buenos Aires - Die neue argentinische Währung
"Argentino" könnte nach Angaben eines Regierungsvertreters bereits in
15 Tagen in Umlauf sein. Bis zum späten Freitag (Ortszeit) dürfte dem
Kongress ein Antrag für die Bildung einer neuen Währung zugehen,
sagte Luis Luquinos, Stabschef im Präsidialamt des Übergangsministers
Adolfo Rodriguez Saa, am Donnerstag einem argentinischen Radiosender.
Mit der Einführung des neuen Geldes will Argentinien seine schwere
Finanzkrise bewältigen und langfristig das bisherige System der
Bindung der Landeswährung Peso an den Dollar ablösen. Der
Devisenhandel bleibt vorläufig ausgesetzt. Aus Angst vor einer Abwertung haben Ladenbesitzer inzwischen mit
der Anhebung der Preise begonnen. Bisher hatten sie meist mit
Preisnachlässen versucht, ihr Geschäft wieder anzukurbeln und damit
der Rezession zu trotzen.
Abwertung des Peso soll vermieden werden
Mit der Einführung einer dritten Währung will die argentinische
Übergangsregierung eine Abwertung der derzeitigen Landeswährung Peso
vermeiden, die bei der bloßen Abkopplung des Peso vom Dollar zu
befürchten wäre. Millionen von Argentiniern, die in Dollar
verschuldet sind, würden bei einer Abwertung in den Bankrott
getrieben werden. Finanzminister Rodolfo Frigeri hatte am Mittwoch
gesagt, die Regierung wolle weder den Peso abwerten, noch die
Bankeinlagen der Bevölkerung antasten. Geplant sei, dass alles
inklusive Steuern oder Gehälter, in "Argentino" gezahlt werden
könnten. Experten befürchten, dass die Regierung das neue Geld in
unbegrenzter Menge druckt und damit die Währung entwertet.
Mindestreservebedarf der Banken gesenkt
Der Mindestreservebedarf der Banken wurde von der Zentralbank um
sechs Prozentpunkte gesenkt, um die Liquidität des angeschlagene
Banksystem besser zu gewährleisten. Seit einem Monat gibt es für die
Bevölkerung Einschränkungen beim Abheben von Bargeld. Die Banken
wollten am Donnerstag nach einer fünftägigen Pause erstmals wieder
öffnen.
Argentinien kämpft mit einem Schuldenberg von 132 Mrd. Dollar (148
Mrd. Euro/2.031 Mrd. S). Die Arbeitslosenquote ist in vier
Rezessionsjahren auf 18,3 Prozent gestiegen. Der bisherige Präsident
Fernando de la Rua war am Donnerstag nach gewaltsamen Protesten der
Bevölkerung gegen seine Sparpolitik und Plünderungen in den Städten
zurückgetreten.
Übergangspräsident Rodriguez Saa hatte die Weihnachtstage genutzt,
um mit Politikern und Wirtschaftsexperten einen Krisenplan
auszuarbeiten. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Vorlage eines
realistischen und ausbalancierten Haushalts für das kommende Jahr. Am
Sonntag hatte Saa angekündigt, die Zahlungen von Zinsen auf
Auslandsschulden sowie deren Tilgung auszusetzen. Saa soll das Land
bis zu den Präsidentschaftswahlen am 3. März 2002 regieren. (APA/Reuters)