Der Rückgang im geförderten Wohnungsneubau, aber auch im privaten freifinanzierten wird 2002 zu weiter steigenden Preisen führen, heißt es im Immobilienmarktbericht von Colliers Columbus. Die besten Wohngegenden Wiens hätten diesen Trend bereits vorweggenommen, und die Nachfrage nach sehr guter Ausstattung in bester Lage steige. Das habe zu einer Spaltung des Marktes geführt: Die Preise für Qualitätswohnungen in Toplagen werden weiter steigen, während die Preise/Mieten in schlechteren Lagen oder mit schlechter Ausstattung fallen werden. Im europäischen Vergleich seien Österreichs Wohnungsmieten noch immer günstiger als in vergleichbaren Metropolen, der Wohnungskauf aber teurer. So rangiere Wien im Mietpreisniveau nach Kopenhagen, Brüssel und Oslo (europäische Städte mit vergleichbarer Einwohnerzahl), bei den Kaufpreisen liege Wien jedoch vor diesen Hauptstädten. Qualität zählt Bei den hochwertigen Wohnimmobilien zähle heuer nicht mehr nur die Lage, sondern auch die Wohnqualität. Ruhige Lagen im ersten Wiener Bezirk, besonders Luxusimmobilien rund um die Stadtmitte sowie ruhige Grünlagen im 19. Bezirk "haben sich zu einer Nische entwickelt", heißt es im Bericht. So werden im ersten Bezirk bereits Quadratmeterpreise zwischen 6000 EURO und 8000 EURO für hochwertige Eigentumswohnungen erzielt. Jahrhundertwende-Liegenschaften (Stadt- oder Cottagevillen) im 18., 19. und teilweise 13. Bezirk mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von rund 400 m² und einer Grundstücksgröße von rund 800 m² in einem guten Zustand kosten 1,5 Mio. EURO bis zwei Mio. EURO. Bei hochwertigen Mietwohnungen in den begehrten Wohnbezirken 1, 8, 9, 13, 18, 19 müsse mit einer Miete von 8,70 bis elf EURO/m² gerechnet werden. Bei Villen (gesucht sind die Bezike 18 und 19) liegen die monatlichen Mieten bei 3000 EURO. Allerdings seien diese derzeit schwer zu finden. Grundstücke werden von Privaten nur in den Grünbezirken gekauft. Diese kosten - abhängig von der Bauklasse und der Bebaubarkeit - rund 700 EURO/m². Das Preisniveau in den Bundesländern liege unter dem des Wiener Marktes. Ausgenommen die Tourismuszentren in Salzburg und Tirol sowie Seegrundstücke und Grundstücke unmittelbar südlich von Wien. Büromieten Muzicant rechnet damit, dass im nächsten Jahr die Nachfrage nach Büros und die Mieten auf konstant hohem Niveau bleiben. Einzelne hochpreisige Segmente werden zulegen, da die besten Flächen aus 2001 bereits vermietet sein werden. Die Spitzenmieten im Büromarkt erreichten heuer 22 EURO/m² in Topobjekten wie den Obergeschoßen des Twin Towers, des IZD Towers und in 1A-Lagen der Innenstadt. "Die Renditen werden 2002 bei modernen Büroobjekten stagnieren bis sinken, da um die wenigen für internationale Investoren verbleibenden interessanten Objekte eine unveränderte Nachfrage erwartet wird", heißt es in dem Bericht. Einzelhandel Durch das Vordringen der europäischen Handelsketten in alle Topstandorte Österreichs kam es zu einem Verdrängungswettbewerb um Frequenzlagen. Seit dem EU-Beitritt Österreichs stiegen die Spitzenmieten bei den Einzelhandelsimmobilien um rund 30 Prozent. In guten Lagen der Wiener Innenstadt zahlt man für ein Geschäftslokal mit 70 m² zwischen 290 EURO und 360 EURO/m². Allerdings machen es die "komplexen Lagekriterien und Marktusancen unmöglich, Miethöhen kategorisch festzulegen", heißt es. Bei den Industrie- und Betriebsimmobilien rechnet Colliers Columbus 2002 mit sinkenden Preisen aufgrund des hohen Bestands und der geringeren Nachfrage. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 27.12.2001)