Washington/Neu Delhi/Islamabad - Die USA haben Pakistan und Indien erneut zu einer friedlichen Lösung ihres aktuellen Konflikts aufgefordert. Für beide Atommächte sei es wichtig, Aktionen zu vermeiden, die die Spannungen verschärften und die Situation außer Kontrolle geraten ließen, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Außenminister Colin Powell telefonierte mit seinen Amtskollegen in Russland und Großbritannien. Beide Länder verfügen über enge Kontakte auf dem indischen Subkontinent. Trotz der massivsten Truppenaufmärsche in der Himalaya-Region seit Jahren und gegenseitig verhängten Sanktionen wollen Indien und Pakistan einen neuen Krieg aber offenbar vermeiden. Zwar bezeichnete Indien Verhandlungen als derzeit unmöglich. Außenminister Jaswant Singh sagte jedoch, die Sorge vor einem Krieg sei grundlos. Pakistan zeigte sich im Gegenzug dialogbereit. Indien wirft Pakistan vor, zwei Gruppen moslemischer Extremisten zu unterstützen, die es für den Anschlag auf das Parlament am 13. Dezember in Neu Delhi verantwortlich macht. Pakistan bestreitet dies. Beide Länder, die über Atomwaffen verfügen, führten seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Kriege gegeneinander, zwei um die Himalaya-Region Kaschmir. Sie ist seit der Unabhängigkeit Südasiens von Großbritannien und dessen Spaltung in Indien und Pakistan ebenfalls geteilt. Die USA befürchten auch, eine Verschärfung des Konflikts könne die Suche nach dem mutmaßlichen Terrordrahtzieher Osama bin Laden erschweren. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte in Washington, die USA seien dagegen, dass Pakistan Truppen von seiner Grenze mit Afghanistan abziehe, um diese an die indische Grenze zu verlegen. Die US-Regierung habe beiden Ländern ihre Interessen in der Region deutlich gemacht. Die USA befürchten, dass Bin Laden und seine Anhänger nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan nach Pakistan fliehen könnten. Die pakistanischen Grenztruppen sollen dies verhindern. (APA/Reuters)