Ramallah/Beirut - Der palästinensische Präsident Yasser Arafat hat den israelischen Regierungschef Ariel Sharon beschuldigt, das Oslo-Abkommen gebrochen zu haben und gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte zu verstoßen. Der über ihn verhängte Hausarrest in Ramallah stelle einen "gefährlichen Bruch" der Verträge von 1993 dar, in denen die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Mandatsträger ausdrücklich verankert sei, betonte Arafat in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Auch die Aussagen Sharons und des neuen Chefs der Arbeiterpartei, Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer, dass er, Arafat, "aus dem Spiel" sei, stellten einen "Vertragsbruch" dar, "denn allein das palästinensische Volk entscheidet, von wem es geführt wird", heißt es in der Erklärung, die von der arabischen Zeitung "Asharq al Awsat" verbreitet wurde. "Was Sharon von sich gibt, ist eine flagrante Verletzung der gegenseitigen Anerkennung und der Dokumente, die ich mit dem verewigten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin unterzeichnet habe", erklärte Arafat. Das Oslo-Abkommen 1993 hatten sich Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) auf die gegenseitige Anerkennung und auf Grundlinien einer palästinensischen Selbstverwaltung in den seit 1967 besetzten Gebieten geeinigt. Das Oslo-Abkommen ermöglichte die Errichtung einer palästinensischen Regierungsbehörde (Palestinian National Authority/PNA) und die Wahl eines aus 88 Abgeordneten bestehenden Legislativrates. Auch die USA haben Sharons Vorgehen gegen Arafat kritisiert, der von Israel daran gehindert wurde, an der Weihnachtsmette in Bethlehem teilzunehmen, was er seit 1995 in jedem Jahr getan hatte. Aus Regierungskreisen in Jerusalem war verlautet, Israel wolle Funktionäre aus Arafats Umkreis zur Übernahme der Führung ermutigen, wie den Parlamentspräsidenten Ahmed Korei (Abu Ala) oder die Sicherheitschefs im Westjordanland und Gaza-Streifen, Jibril Rajoub und Mohammed Dahlan. Peres zu Friedenskontakten ermächtigt Sharon hat Außenminister Shimon Peres unterdessen zu Friedenskontakten mit der palästinensischen Führung ermächtigt, um ein Ausscheiden der Arbeiterpartei aus der Regierung zu verhindern. Ranghohe Sicherheitsbeauftragte Israels und Palästinas waren am Mittwoch in Gaza zusammengetroffen. Arafat hatte vor zehn Tagen das Ende der gegen Israel gerichteten "bewaffneten Aktivitäten" und Selbstmordattentate angeordnet. (APA)