Berlin - Der Kabarettist Robert Grieß will nach eigenem Bekunden nur das Beste für die Union. "Andere wollen Wale oder Bäume retten - ich will die Opposition retten." "Damit die quälende Selbstzerstörung ein Ende hat", bot sich der Kölner in einem "offenen Brief" an CDU/CSU als deren Kanzlerkandidat an. Er verwies auf einen "immensen Glaubwürdigkeitsvorsprung - schließlich bin ich kein Parteimitglied". Für CDU und CSU wird die K-Frage zunehmend zum Machtkampf zwischen ihren Vorsitzenden Angela Merkel und Edmund Stoiber. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine Zeitung unter Berufung auf ein nicht genanntes Mitglied der Unionsführung den neusten Wasserstand vermeldet. Die große Mehrheit der Bürger hat bereits die Nase voll davon. Eine Umfrage für den "Spiegel" ergab kürzlich, dass 65 Prozent der Bewohner Deutschlands meinen, der andauernde Streit schade dem Image von CDU und CSU. Trotz dieses Ergebnisses und immer neuer Spekulationen wollen die Parteispitzen der Union am Zeitplan für die Nominierung des Herausforderers von Bundeskanzler Gerhard Schröder festhalten. "Anfang 2002", heißt es tapfer. Nur eine Option: Stoiber oder Merkel Jetzt sieht es ganz danach aus, als solle der interne Krach noch im Jänner beigelegt werden. Die "Bild"-Zeitung berichtete am Donnerstag, Stoiber und Merkel wollten sich bis zum 20. Jänner zunächst untereinander einigen. "Beide wissen, dass bis zu diesem Zeitpunkt weißer Rauch aufsteigen muss", zitierte das Blatt ein nicht genanntes CDU-Präsidiumsmitglied. Am 21. Jänner ist die parlamentarische Winterpause zu Ende. "Die Fraktion erwartet dann Klarheit", betonte die CDU-Quelle laut "Bild". Fest steht inzwischen wohl, dass die Entscheidung zwischen Stoiber und Merkel fällt. Alle anderen Optionen wie der frühere CDU-Chef Wolfgang Schäuble oder ein anderer Ministerpräsident als Stoiber sind offenbar vom Tisch. Der CSU-Chef soll klar erklärt haben, er sei zur Kandidatur bereit, wenn ihn beide Parteien mit deutlicher Mehrheit rufen. Merkel hielt laut Presseberichten dagegen: "Ich weiß, dass Edmund Stoiber es werden will. Aber ich will es auch!" Koch erwartet interne Einigung Zwar gehen führende Christdemokraten wie der hessische Ministerpräsident Roland Koch davon aus, dass sich Merkel und Stoiber intern einigen werden. In Berlin wird aber inzwischen auch eine Kampfabstimmung für möglich gehalten. Merkel und Stoiber gelten beide als Dickköpfe, die ungern verlieren. Mit Blick auf Spekulationen, er werde aufgeben, wenn Merkel ebenfalls antreten wolle, soll Stoiber im kleinen Kreis verkündet haben, er stehe fest zu seiner Absicht, bei der Wahl am 22. September Schröders Gegenspieler zu werden. Merkel wiederum soll bereit sein, es - zum Beispiel in der Bundestagsfraktion - auf eine Kampfabstimmung ankommen zu lassen, falls Stoiber nicht nachgibt. Beide Kandidaten versuchen, in den Landesverbänden Mehrheiten für sich zu organisieren. Merkel sprach in jüngerer Zeit mit vielen wichtigen CDU-Politikern in Bund und Ländern. Stoiber teilte laut Presseberichten mehreren CDU-Ministerpräsidenten mit, er stehe zur Verfügung. Einigkeit besteht momentan aber darin, dass Stoibers Forderung erfüllt werden soll, denjenigen ins Rennen zu schicken, der die besten Erfolgsaussichten habe. Kabarettist Grieß sieht sich hier im Vorteil: "Alle Wahlen, zu denen ich bisher angetreten bin, habe ich gewonnen: In der dritten, vierten und neunten Klasse war ich Klassensprecher." (APA)