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foto: apa/afpi/epa/nacktstrand
Jerusalem - Die durch Flügelkämpfe und harte ideologische Auseinandersetzungen völlig demoralisierte israelische Arbeiterpartei hat einen neuen Chef. Der als Hardliner bekannte 65-jährige Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer hat sich am Mittwoch in einer Teil-Wiederholungswahl durch die Parteimitglieder erwartungsgemäß gegen den fast zwei Jahrzehnte jüngeren Parlamentspräsidenten Avraham Burg durchsetzen können. Die erste Wahl am 4. September hatte Burg zwar knapp gewonnen, doch hatte Ben-Eliezer das Ergebnis angefochten und seinem Kontrahenten "Stimmenraub" vorgeworfen. Der im Irak geborene Ben-Eliezer verfolgt eine harte Linie gegenüber den Palästinensern und gilt als Befürworter der von Likud-Premier Ariel Sharon angeführten Konzentrationsregierung der "Nationalen Einheit". Die Wahl des Parteichefs war durch den Rücktritt von Ehud Barak erforderlich geworden, der im Februar nach seiner beschämenden Abwahl als Ministerpräsident auch sein Parteiamt niedergelegt hatte. Als neuer Parteivorsitzender ist der robuste Ex-General und ehemalige Militärgouverneur im besetzten Westjordanland Ben-Eliezer automatisch Premier-Kandidat für 2003, wenn die nächsten regulären Wahlen stattfinden. Von seinem Image als "Falke" konnte Ben-Eliezer insofern profitieren, als ihm die Öffentlichkeit zutraut, dass er Sharons "Kampf gegen den Terror" wirksam unterstützt. Dagegen hat Burg den Verbleib der Arbeiterpartei in Sharons Koalition immer wieder kritisiert und angekündigt, er würde es als Parteichef nicht hinnehmen, dass Außenminister Shimon Peres vom Premier bei wichtigen Entscheidungen übergangen werde. Peres, der "große alte Mann" der Partei, hatte davon Abstand genommen, sich hinter einen der beiden Konkurrenten zu stellen. Sowohl Burg als auch Ben-Eliezer hatten sich dafür ausgesprochen, Peres zum Ehrenpräsidenten der Partei zu küren. Ein solches Amt hat es bisher nicht gegeben. Ben-Eliezer, Vater von fünf Kindern, dessen Familie 1950 nach Israel einwanderte, war seit Beginn des Palästinenseraufstands einer der stärksten Befürworter einer großen Koalition mit Sharon. Die Armee verließ er im Range eines Brigadegenerals und ließ sich 1984 in die Knesset wählen. Seit 1993 bekleidete er Regierungsämter, unter anderem als Wohnungsbau-, Telekommunikations- und - seit Bildung des Kabinetts Sharon - Verteidigungsminister. 1994 war Ben-Eliezer der erste israelische Minister, der in Tunis offiziellen Kontakt mit dem PLO-Vorsitzenden Yasser Arafat aufnahm. Er spricht fließend Arabisch. In seinem schwierigen Amt versuchte Ben-Eliezer zunächst eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche zu verfolgen, bei der sich im Laufe der Monate jedoch immer mehr die Peitsche durchsetzte. Er erklärte, die Arbeiterpartei könne sich einen weichen Kurs nicht mehr leisten. Sogar die eigene Basis finde diesen zunehmend peinlich und applaudiere Sharon. Nun muss der Verteidigungsminister alles daran setzen, aus dem Schatten des Premiers zu treten. (APA/dpa)