Asien & Pazifik
Australien will 1600 Osttimoresen zurückschicken
UNHCR protestiert
Sydney - Australien will ungeachtet der Appelle der
Vereinten Nationen 1600 osttimoresische Flüchtlinge in ihre Heimat
zurückschicken. Da die Inselhälfte nun wieder "sicher" sei, gebe es
keinen Grund mehr, ihnen Zuflucht zu gewähren, sagte der australische
Einwanderungsminister Philip Ruddock am Donnerstag dem Rundfunksender
ABC. Es sei jetzt bestimmt leicht für die Menschen, in Osttimor
Arbeit zu finden und sich dort wieder anzusiedeln. Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR)
rief die Regierung in Canberra hingegen auf, die Flüchtlinge nicht
zur Rückkehr zu zwingen. Viele von ihnen lebten bereits seit acht
Jahren auf dem Fünften Kontinent. "Sie haben dort Kinder geboren
und sind ausgebildet worden. Es wäre für jeden schwer, diese neuen
Wurzeln aufzugeben", sagte UNHCR-Sprecher Jake Morland der
australischen Nachrichtenagentur AAP.
Osttimor wird am 20. Mai 2002 definitiv souverän, nachdem
die UNO-Übergangsverwaltung im August die ersten Parlamentswahlen
organisiert hat. Das vormals portugiesische Territorium war 1975
von Indonesien überfallen und ein Vierteljahrhundert lang okkupiert
worden.
Die Befreiungsbewegung "Fretilin" hatte am 28. November 1975 nach
dem Rückzug der portugiesischen Kolonialmacht die Unabhängigkeit
Osttimors ausgerufen. Aber kurz darauf wurde die Inselhälfte von
Indonesien überfallen und ein Jahr später ohne völkerrechtliche
Wirksamkeit annektiert.
80 Prozent der Stimmberechtigten hatten am 30. August 1999 in
einem von der UNO organisierten Referendum für die Unabhängigkeit
votiert. Von der Besatzungsarmee gesteuerte Milizen überzogen
daraufhin die Inselhälfte mit einer Welle der Gewalt. Etwa 250.000
Menschen mussten fliehen, viele wurden von der Besatzungsmacht nach
Westtimor vertrieben oder verschleppt. Ein Großteil der Infrastruktur
wurde zerstört. Eine multinationale Eingreiftruppe unter Führung
Australiens setzte dem Morden ein Ende. (APA/dpa)